Dharana, die fünfte Stufe des Ashtanga Yoga

Ashtanga Yoga ist der Yoga der acht Stufen. Die Leser dieses Blogs kennen das ja inzwischen: Yama – die zwischenmenschliche Ethik, Niyama – die persönliche Disziplin, Asana – die Haltung in all ihren Wortbedeutungen, Pranayama – die Steuerung des Pranas und damit auch des Atems, Pratyahara – die Fähigkeit den Geist nach innen zu richten bzw. vom Gegenständlichen abzuziehen, Dharana – Konzentration, Dhyana – Absorption, Samadhi – Überbewusstsein

Heute will ich ein paar Worte schreiben über Dharana, die Konzentration. Dharana gibt es in verschiedenen Wortbedeutungen

  • Dharana heißt die Konzentration in der Meditation. Konkret ist Dharana die Meditationstechnik.
  • Dharana sind kleine Konzentrationsübungen im Alltag, die du zwischendurch einbauen kannst
  • Dharana heißt auch die Fähigkeit und das Bemühen, im Alltag konzentriert zu sein

Hier ein paar Worte über Dharana als Meditationstechnik. Es gibt verschiedene Formen von Meditationstechniken. Grundsätzlich kann man unterscheiden:

  • aktive Techniken: Hier ruft der Übende bewusst Geistesinhalte hervor und konzentriert diese
  • passive Techniken: Hier beobachtet der Übende die von selbst auftauchenden und wieder verschwindenden Geistesinhalte

Zu den aktiven Techniken gehören

  • auditive Techniken: Mantra-Meditation, Affirmationen, Gebete
  • visuelle Techniken: Phantasiereise, Visualisierung von Symbolen, der Gestalt eines Meisters, einer Form einer Manifestation Gottes etc.
  • Nachdenken über einen Vers einer Heiligen Schrift, über die Worte eines Meisters, über ein Mahavakya etc

Zu den passiven Techniken gehören

  • verschiedene Sakshi Bhav Techniken aus dem Vedanta
  • Vipassana Meditationen im Buddhismus

Alle Formen der Meditation helfen auch für mehr Gelassenheit. Wenn du in der Meditation eine gewisse Tiefe erreicht hast, kommst du zu einer Quelle von Gelassenheit, die dich im Alltag dynamisch und doch ruhig sein lässt.

Pratyahara – die fünfte Stufe von Ashtanga Yoga

Die fünfte Stufe von Ashtanga Yoga laut Patanjali ist Pratyahara.

Pratyahara wird meist übersetzt als „Zurückziehen der Sinne“.

Pratyahara kann in unterschiedlichem Kontext Unterschiedliches bedeuten:

  • Im Alltag heißt Pratyahara die Fähigkeit, nicht automatisch den Impulsen der Sinne zu folgen. Wenn du also an einem Naturkostladen vorbei gehst, nicht sofort reingehen und einen Bio-Öko-Schoko-Riegel kaufen, sondern die Fähigkeit vorbei zu gehen
  • Pratyahara heißt auch die Fähigkeit, anderes ausblenden zu können. WEnn du dich also auf eine Sache konzentrierst, dann bist du voll darauf konzentriert und nimmst keine Ablenkungen wahr.
  • Pratyahara sind auch spezielle ÜBungen, den Geist nach innen zu richten
  • Die Tiefenentspannung im Hatha YOga ist letztlich eine praktische Form der Übung von Pratyahara
  • In der Meditation selbst ist Pratyahara ein Schritt in die Meditation: Nach dem Einnehmen der Sitzhaltung (Asana), der Regulierung des Atems (Pratyahara) folgt das Erzeugen eines meditativen Gemütszustandes (Pratyahara). Pratyahara Techniken in diesem Sinne sind: Affirmation, Visualisierung, Gebet, Gedanken des Wohlwollens und Vergegenwärtigung der Bedeutung der Meditation

Yoga Psychologie des Ashtanga Yoga

Ashtanga Yoga als Yoga der 8 Stufen ist psychologisch sehr geschickt aufgebaut. Man könnte sagen, es steckt eine eigene Yoga Psychologie in diesen 8 Stufen:

  • Yama: Verankere dich in Ethik und Moral. Wenn du deine geistigen Kräfte entfalten willst, solltest du diese positiv nutzen, nicht zum Schaden, sondern zum Nutzen anderer
  • Niyama, persönliche Disziplin: Im Yoga lernst du, deiner Intuition, deinem Herzen zu folgen. Das darf aber nicht in Gefühlsduselei und Verantwortungslosigkeit ausarten. So solltest du persönliche Disziplin lernen – dann kannst du auch auf dein Herz hören
  • Asana: Wenn du äußerlich ruhig bist, kannst du deine Psyche besser beobachten. Du kannst das Spiel deines Geistes wahrnehmen
  • Pranayama: Es besteht eine enge Verbindung zwischen Atem und Psyche. Über die Steuerung des Atems kannst du sehr leicht deine Gemütsverfassung beeinflussen. Und es gilt: Mehr Prana bedeutet mehr geistige Kräfte
  • Pratyahara: Lerne deinen Geist nach innen zu richten. Du beherrschst deinen Geist um so besser, je  mehr du ihn vom Äußeren weglenken kannst – wenn du das möchtest
  • Dharana: Sei konzentriert in jeder Lebenssituation. Du lebst intensiver, wenn du mit größerer Konzentration dabei bist.
  • Dhyana: Entwickle die Fähigkeit der Absorption, der Versenkung, ja, des Flow-Erlebnisses. Das ist trainierbar – und besonders erfüllend
  • Samadhi: Es gibt etwas jenseits des Denkens, des Fühlens, deiner Psyche. Dies ist der Atman, dein wahres Selbst. Tauche dort ein- und erfahre, wer du wirklich bist…

Ist das alles Psychologie? Oder Spiritualität? oder spirituelle Psychologie? Entscheide selbst – oder schreibe etwas dazu…

Pranayama, die vierte Stufe des Ashtanga Yoga

Pranayama ist die vierte Stufe von Ashtanga Yoga. Pranayama hat zwei Bedeutungen:

  • Steuerung des Atems
  • Steuerung des Prana

Prana hat, wie viele andere Sanskrit Ausdrücke auch, verschiedenste Bedeutungen. Atem, Prana sind zwei der wichtigsten.

Pranayama sind zunächst die Atemübungen. Atemübungen bestehen aus drei Teilen:

  • Einatmung, Puraka genannt
  • Ausatmung, Rechaka genannt
  • Kumbhaka, Atem Anhalten

Beim Atem Anhalten gibt es drei Hauptformen:

  • Antar Kumbhaka, das Luftanhalten bei gefüllten Lungen. Antar heißt wörtlich „inneres“. Es bezieht sich darauf, dass die Luft innen, also im Körper, ist
  • Bahir Kumbhaka, das Luftanhalten bei leeren Lungen. Bahir heißt „äußeres“. Bahir Kumbhaka heißt, dass die Luft außen, also außerhalb des Körpers ist
  • Kevala Kumbhaka, das weitestgehende Aussetzen des Atems. Kevala heißt wörtlich „natürlich“

Von Kevala Kumbhaka gibt es wiederum zwei Arten:

  • Das von selbst einsetzende Kevala Kumbhaka: In tiefer Meditation kann der Körper-Metabolismus sehr ruhig werden. Dann hört der Atem fast aus. Kevala Kumbhaka kann sogar ein Zeichen für Samadhi sein. Es ist nicht das einzige Zeichen – und auch nicht ein ausreichendes Zeichen für Samadhi. Aber es ist ein Zeichen
  • Das bewusst gesteuerte Kevala Kumbhaka: Du kannst bewusst in der Meditation die Menge an Luft, die du ein- und ausatmest, reduzieren. Dies wird Kevala Kumbhaka genannt, und hilft, die Meditation zu vertiefen

Yama – erste Stufe von Ashtanga Yoga

Die erste Stufe von Ashtanga Yoga bzw. Raja Yoga ist Yama.

Yama sind die ethischen Empfehlungen für den Umgang mit anderen. Zu den fünf Yamas nach Patanjali Yoga Sutra gehörn:

Diese fünf ethischen Prinzipien helfen für Klarheit des Geistes, für Gelassenheit im Alltag, ein offenes Herz und innere Stärke.