Wunsch nach Befreiung und Geduld

Dann gilt es auch, Shatsampat, die Tugenden von Gleichmut und geistiger Stärke, und den Wunsch nach Befreiung, Erleuchtung, spirituellem Wachstum zu kultivieren.

Bei all dem gibt es viele Paradoxien auf dem spirituellenWeg.

Zum Einen ist es durchaus wichtig, sich der Dringlichkeit der spirituellen Entwicklung bewusst zu machen. Wir wissen nicht, ob wir heute Nachmittag noch leben. Als Beispiel. So sollte man sein Leben auch so leben, dass man es nicht bedauern würde, wenn man den morgigen Tag nicht mehr erlebt. Zum Anderen sollte man sein Leben aber auch so leben, dass wir es auch nicht bedauern würden, wenn wir jetzt noch hundert Jahre leben würden. Wenn wir so leben, haben wir ein erfülltes Leben gelebt. Wer nur so in den Tag hinein lebt, dann werden wir vielleicht in 50 Jahren einiges bedauern. Und wenn wir nur langfristig planen und dann morgen entweder nicht mehr leben oder nicht mehr so leben können, wie wir es gewünscht hätten, dann würden wir vielleicht auch Einiges bedauern. So gilt es, beidem Rechnung zu tragen: Es gilt, eilig zu sein, aber auch geduldig zu sein.

Es ist wichtig, Mumukshutwa zu entwickeln, aber es ist auch wichtig, gleichzeitig Geduld zu entwickeln.

Und hier möchte ich gerade den Enthusiasten unter Euch auch sagen, gerade am Anfang: Es gibt einige Dinge, die gehen auf dem spirituellen Weg schnell. Es gibt sicher einige, die vorher Probleme hatten, die fast abfallen, wenn man beginnt auf dem spirituellen Weg. Es gibt erstaunlich viel Menschen, die dann ohne Schwierigkeiten mit Rauchen aufhören können. Es gibt erstaunlich viele, die ohne Schwierigkeiten ihre Ernährung umstellen. Es gibt erstaunlich viele, die andere destruktive Gewohnheiten plötzlich los werden. Es gibt einige, die plötzlich mehr Energie haben für so viele gute Dinge im Alltag tun. Einiges geht schnell.

und einiges geht nicht so schnell. Yogis würden sagen, das was wir an Problemen nur in diesem Leben angeschafft haben, das geht vielleicht schnell. Das, was wir uns in früheren Leben angeschafft haben – oder vielleicht auch in diesem Leben, was etwas tiefer geht – das dauert länger.

Und so ist auch eine Aufgabe auf Vicharana, sich auch anzunehmen mit seinen Schwächen, und mit seinen eigenen Marotten. Vielleicht auch mit seinen Schattenseiten. Ihr werdet wahrscheinlich alle schon gehört haben von dem Konzept des Schattens, und wie wichtig es ist, den Schatten zu integrieren. Diese Aussagen stammen ja von C.G. Jung, und C.G. Jung hat da eigentlich zwei verschiedene Schattenseiten unterschieden, zumindest in seinen späteren Schriften.

Zum einen gibt es Schattenseiten, die wir nicht leben in uns, die wir aber eigentlich leben könnten, die wir aber nicht leben, weil wir Angst davor haben und wo es gut wäre, wenn wir sie leben würden. Machen wir es konkreter: Also, angenommen, ihr seid ein sehr ordentlicher Mensch, und Euch nervt es furchtbar, wenn Eure Arbeitskollegen auf ihrem Schreibtisch Chaos haben. Das kann auf eine Schattenseite hinweisen: ihr würdet eigentlich auch gern ein bisschen Chaos zulassen und leben, aber ihr habt Angst, wenn ihr das zulasst, dann überkommt es euch und alles wird ganz furchtbar. Oft kommen einem die Schattenseiten auch über die Kinder entgegen. Oft leben die Kinder die Schattenseiten, die man nicht leben will. Dort würde man raten, das wäre etwas, was man leben sollte. Man braucht keine Angst davor zu haben.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Übers Leiden auf den spirituellen Weg

Ich hatte ein bisschen darüber gesprochen, wie es sich evolutionsmäßig entwickelt, wenn erst Karma der wichtigste Wunsch war, wie es dann zu Artha kommt und von Artha zu Dharma. Wie kommt es von Dharma dazu, dass Moksha stärker wird? Auch hier gibt es unter anderem zwei Dinge, die ich herausgreifen will. Je mehr man versucht anderen Menschen zu helfen, um so mehr stellt man fest, wie groß das Leiden in der Welt ist und um so mehr stellt man fest, wie wenig man letztlich ausrichten kann. Ich glaube, viele von euch stimmen mir hier zu. Das ist eine schwere Erkenntnis gerade für diejenigen, die sich besonders darum bemühen. Vielleicht ist es auch ein Grund für Burn-out irgendwann, dass man sich fragt, macht das Ganze noch einen Sinn? Dann kommt die Frage, gibt es einen Sinn im Leiden der Welt oder ist die Welt einfach nur sinnlos?

Ihr erinnert euch, ich habe in meinem letzten Vortrag über Rama gesprochen der diesen Aspekt hatte. Er wollte König werden, das Königreich regieren, um viele seiner Untertanen glücklich zu machen. Er wollte nicht wirklich das Königreich regieren um groß zu sein, Macht zu haben, Ansehen … Er wollte das Königreich gut regieren. Dann hat er festgestellt, wie groß das Leiden ist. Und er hat auch festgestellt, egal was er anstellt, es wird nicht so viel verändern können. Er wird etwas verändern können, aber nicht das Grundleiden. So kam er über dieses Sehen von Leiden auf die Frage, was soll das Ganze.

Wenn wir soweit sind, dann sind wir bereit für einen spirituellen Weg und wenn wir anderen helfen und wissen, auch Leiden hat einen Sinn und es hängt nicht an mir alleine sondern es gibt eine höhere Kraft und ich bin ein Instrument dieser Kraft, so können wir dann weiter für andere da sein.

Der weitere Aspekt, wenn wir versuchen dieser humanistischen Selbstverwirklichung nachzugehen ist herausfinden, was sind meine Talente, wer bin ich wirklich im psychologischen Sinne und … wie kann ich mich selbst entfalten? Was wird man feststellen? … nichts? Irgendwie wird man feststellen, je tiefer man in sich selbst hineindringt, man wird immer noch tiefere Schichten finden. Bei dem, was man zuerst als wichtigen Teil erachtet hat, stellt man fest, es ist durch Reiz konditioniertes. Das nächste sind Instinkte. Das nächste ist vielleicht etwas sublimiertes. Man hat bekommt etwas angelernt und stellt fest: Dinge können sich verändern, aber es gibt etwas Tieferes. Dann kommt die tiefere Frage: Wer bin ich denn wirklich? Nicht einfach nur im Sinne von Persönlichkeit, als Person. Man stellt fest, in mir ist etwas, was mehr ist als nur Persona. Persona ist ja Lateinisch und heißt: Maske. Das ist das, was im alten Griechenland und römischen Theater die Schauspieler anhatten. Sie hatten eine Maske an (Latein: personare: hindurchtönen.) und durch die haben sie gesprochen. Im Grunde genommen sind letztlich alle unsere Persönlichkeitsteile Masken durch welche unsere Seele sich ausdrückt. Maske ist jetzt nicht negativ zu verstehen. Oft denkt man ja, der Mensch hat eine Maske. Man will dem die Maske vom Gesicht wegnehmen. Gut, dann sieht man das Gesicht, aber das Gesicht ist auch nichts anderes als eine Maske. Was wäre das richtige Gesicht? Wenn wir morgens aufwachen und vielleicht einige der Frauen noch nicht ihre Schönheitsdekoration aufgetragen haben? Ist das das wahre Gesicht? Oder das, nachdem man seine ästhetischen Fähigkeiten und die Mittel der modernen Technik benutzt hat? Was sollte dann wirklicher sein? Angenommen, man hat einen Unfall. Ist das jetzt das wirkliche Gesicht? Das sind alles Masken durch die wir uns ausdrücken, durch die wir erfahren, durch die wir natürlich auch wichtige und wertvoller Erfahrungen machen. Aber es ist nicht das eigentliche Ich. Dann kommt die Frage, wer bin ich wirklich?

Wenn diese Fragen wichtig werden, wichtiger als anderes, sind wir dauerhaft auf Subecha. Eigentlich habe ich jetzt schon drei Sachen genannt, was auf Subecha charakteristisch ist, habe ich nun doch lieber in Sanskrit genannt. Vairagya, Viveka, Mumukshutwa. Dann kommt noch eins dazu: Shatsampat.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen

Zum Thema Depression findest du auch etwas auf den Seiten des Yoga Psychologie Portals unter dem Stichwort Depression.

Grundlagen der spirituellen Praxis

Der spirituelle Weg Teil 3

Wir behandeln in diesem Vortrag:

– Die Grundlagen der spirituellen Praxis auf den ersten beiden Stufen der spirituellen Evolution.

– Wie oft und wie lange sollte ein Aspirant Meditation und Yogaübungen praktizieren?

– Wie geht man mit seinen Wünschen und Bedürfnissen um?

 

Ich hatte in meinem letzten Vortrag über Subecha gesprochen, über die vier Haupt Wunschkategorien, insbesondere Karma, Artha und Dharma. Als vierte besondere Wunschkategorie gibt es Moksha, den Wunsch nach Befreiung.

Wenn der Wunsch nach Befreiung stark ist, dann befinden wir uns auf der ersten der Bhumikas. Ich will gleich etwas mehr über Subecha erzählen. Es kann auch schon helfen, wenn man dieses Modell von Karma, Artha, Dharma und Moksha als eine der Möglichkeiten nimmt, wie man andere Menschen ein bisschen einschätzen kann, um mit Ihnen umzugehen. Bei manchen Menschen ist es so, dass mal das eine wichtiger ist, mal das andere. Oder in dem einen Lebensumstand ist das eine wichtiger, in dem anderen das andere und bei manchen ist eigentlich nur eine Wunschkategorie ihr ganzes Leben lang vorherrschend.

Es gab in der Psychotherapie und in der Psychologie eine ganze Weile Schulenstreitigkeiten. Freud und Psychoanalyse haben gesagt: die Menschen streben hauptsächlich nach Sexualität (also auf der Ebene von Karma) und alle Probleme fangen dort an. Wobei er den Begriff Sexualität sehr viel weiter verstanden hat, als wir das vielleicht heute tun würden oder als es seine Zeitgenossen damals getan haben. Dann kam einer Namens Adler und hat gesagt: Menschen streben nach Macht, woraus die Minderwertigkeitskomplexe resultieren, von denen ihr sicher schon gehört habt. Adler hat das irgendwann mal herausgefunden. Das wäre also Artha .Dann kamen die humanistischen Psychologen, die gesagt haben: Menschen streben nach Selbstverwirklichung. Nicht im Sinne von Yoga, im Sinne von spiritueller Einheit mit dem höchsten Selbst, sondern im Sinne des Auslebens seiner Talente und Möglichkeiten; auch: Persönlichkeit, Talente, Fähigkeiten immer mehr entfalten. Das, was wir eben auf der Dharmaebene haben.  Menschen haben all diese Kategorien. Danach kam noch die transpersonale Psychologie hinzu und hat gesagt: Wir können beobachten, was Menschen am meisten motiviert und was das größte Heilpotential hat. Es ist, wenn Menschen zu etwas kommen, das jenseits ihrer individuellen Persönlichkeit ist. Im November findet ein großer Yogakongress in Bad Meinberg statt in Zusammenarbeit mit der großen SMRR, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern, die sich der wissenschaftlichen Erforschung von Meditation gewidmet haben. Dort werden einige Vorträge aus der transpersonalen Psychologie abgehalten und empirische Studien über das Heilpotential von spirituellen Praktiken vorgestellt.

Es gehören alle vier Kategorien dazu. Bei den Menschen überwiegt entweder das eine oder das andere. Wenn Menschen hauptsächlich an Karma als Sinnesbefriedigung interessiert sind, also :angenehm essen, schön wohnen, nicht zu viel arbeiten, keine zu komplizierten Familienbeziehungen, … ,dann sind sie relativ glücklich. Wenn man diesen Menschen sagt, sie sollten an ihren Talenten feilen und sie sollten wirklich in ihr Herz hören und dem folgen, die schauen sie einen nur etwas befremdet an. Angenommen, sie haben einen Ehegatten, der hauptsächlich an Artha interessiert ist und  Kohle machen will,  das würde bedeuten, dass auf der Karmaebene nicht alles möglich ist und dass auf der Dharmaebene vielleicht auch nicht so viele Möglichkeiten sind. Es ist wenig spirituelles Verständnis vorhanden. Dafür wird er bereit sein lange zu arbeiten und viel Geld für die Familie zu verdienen und das ist sein Hauptbeitrag für die Familie.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.