Fähigkeit zur Empathie

sukadev13Vielleicht ein bisschen mehr über den anderen zu lernen. Der Mensch hat die schöne Fähigkeit zur Empathie. Je besser ihr einen Menschen kennt, umso mehr mögt ihr ihn typischerweise. In den meisten Fällen funktioniert das. Fast immer mag man die Hauptperson eines Romans, eines Kinofilms und eines Fernsehfilms, sogar dann, wenn man findet, dass der ethisch absolut Dinge tut, die man niemals gutheißen würde. So wie man die Welt aus den Augen des Helden sieht, mag man ihn. Hier ist ja auch die Stadt von Berthold Brecht. Der hat ja versucht, das anders zu machen. Er hat alles Mögliche versucht, dieses Hineinversetzen in die Hauptperson, gerade das wollte er nicht haben. Er hat alle möglichen Mittel eingeführt. Und was macht man, wenn man in „Mutter Courage“ geht? Anstatt diese Kriegsgewinnerin irgendwo zu verurteilen und zu sagen, „so soll es nicht sein“, was macht man? Man hat Mitgefühl mit der Frau und man versteht sie und hofft, dass ihr nichts Schlimmes passiert. Und eigentlich ist das eine schöne menschliche Eigenschaft, eben diese Empathie, und das ist auch eine Möglichkeit, ein bisschen harmonischer zu sein, in dem man einfach mehr über den erfährt. Gut, dann aber auch Fähigkeiten entwickeln, im Sinne von – zum einen kann man sagen: „Ja, im Umgang mit diesem Menschen, welche Fähigkeit kann ich in mir entwickeln?“ Zum anderen kann man da auch sagen: „Ich habe gute Fähigkeiten und Talente und ich habe hohe Ideale, ich habe vielleicht sogar eine Berufung, und dazu übernehme ich jetzt Verantwortung, dazu muss ich auch lernen, Menschen für etwas zu begeistern, anzuleiten. Ich muss auch mal bereit sein, Verantwortung zu übernehmen, auch einen Posten zu übernehmen, auch wenn ich ja Yogi bin und daher eher bescheiden bin. Und das heißt auch, dass ich mal mich in die Nesseln setzen muss, auch angegriffen werde, und muss das auch aushalten.“ Verantwortung zu übernehmen, heißt auch, Kopf hinhalten und auch mal Kritik einstecken. Und wenn man es noch als Kritik empfinden kann, ist immerhin noch gut. Manchmal geschieht etwas mehr. Das ist ja durch aus in einer Demokratie – man sagt, in einer Diktatur hat das Volk Angst vor dem Diktator, in einer Demokratie haben die oben Angst vor denen da unten. Ihr könnt sicher sein, alle Chefpolitiker haben dort irgendwo Angst vor dem nächsten… Gut, das gehört auch irgendwo dazu. Diese Fähigkeit kann man auch entwickeln im Umgang mit anderen Menschen. Es heißt zwar, der Klügere gibt nach, wenn aber immer die Klügeren nachgeben, dann regieren die Dummen die Welt. Und wer das nicht gut findet, der soll mal überlegen, ob er mal nicht nachgibt. Was jetzt auch nicht heißt, dass es jetzt jedermanns Sache ist, große Verantwortung zu übernehmen, sonst hätten wir ja nur noch Kämpfe. Aber es braucht auch solche, die Verantwortung übernehmen, und es gibt natürlich auch andere Fähigkeiten, die man in sich entwickeln kann, als nur die, die ich jetzt genannt habe. Das ist bei jedem Menschen auch wieder anders. Auch hier kann man wieder an sich selbst arbeiten und es kommt Transformation. Man wird gerade über den Umgang mit anderen Menschen in seine Themen gestoßen und manchmal reicht es nicht aus, nur Ministerkonferenzen einzuberufen und die eigenen Minister mit den anderen zu sprechen und Hypothesen zu machen und den anderen zu sprechen, manchmal braucht es dazu auch eine Transformation und das ist oft auch über den Umgang mit Kritik.

– Fortsetzung folgt –

Dies ist die 17. Folge der unbearbeiteten Niederschrift eines Mitschnitts eines Workshops von Sukadev Bretz in der Yoga Vidya Yogaschule Augsburg. Für die Erläuterung der Sanskrit Ausdrücke schaue nach im Yoga Wiki. Hier ein paar weitere Links:

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