Ein Herz wie Butter (vegan)

Ein Herz wie Butter haben – was heißt das? Butter schmilzt, wenn es warm wird. Ein Herz wie Butter haben, das heißt, dass dein Herz für andere hinschmilzt. Und was hat das zu bedeuten? Ich glaube, du musst das selbst mal erfahren – und vermutlich hast du das schon erfahren: Wenn du jemanden siehst der Hilfe braucht, spürst du etwas im Herzen. Du spürst, dass dein Herz schmilzt wie Butter. Dein Herz wird weich. Wenn du siehst, dass jemand anderes leidet und du viel Mitgefühl hast, dann schmilzt dein Herz wie Butter.

Ein Herz wie Butter haben – ist das überhaupt wünschenswert?

Du magst fragen: Wozu soll das gut sein, ein Herz wie Butter haben? Auf der einen Seite mag man sagen: Ein butterweiches Herz macht einen schwach. Wenn dein Herz bei jedem Leid, das du siehst, schmilzt wie Butter, wie kannst du handeln? Manchmal muss man das richtige tun – ein butterweiches Herz ist da nicht hilfreich. Andererseits: wer ein Herz wie Butter hat, der ist voller Liebe. Und wo Liebe ist, da ist auch Freude. Und was den Menschen besonders auszeichnet, ist die Liebe, ist Mitgefühl, ist tätige Nächstenliebe.

Müssen alle ein Herz wie Butter haben?

Das schöne am Menschen ist: es gibt viele verschiedene Menschen – und es ist gut, dass Menschen so verschieden sind. Es ist gut, dass es Menschen gibt, die ein Herz wie Butter haben: Diese trösten die Verzweifelten, lassen alles stehen und liegen wenn jemand in Not ist. Und es ist auch gut, dass es manche gibt, die eher ein Herz wie Stein haben: Diese tun das was nötig ist, ohne sich von kurzfristigen Emotionen beunruhigen zu lassen. Die meisten Menschen haben eine Mischung: Mal spüren sie ihr Herz dahinschmelzen wie Butter. Mal können sie konsequent das tun, was gerade erforderlich ist. Übrigens: Menschen, deren Herz eben nicht weich wie Butter ist, sondern hart wie Stein, werden manchmal auch als Psychopathen bezeichnet. Die meisten Psychopathen in diesem Sinne werden nicht kriminell: Ihnen gelingt es aber, sich von Kritik, von Mitgefühl und Einfühlungsvermögen zu befreien. Eigentlich stimmt das nicht: Sie sind, ob sie es wollen oder nicht, unfähig, mehr als ein geringes Einfühlungsvermögen zu zeigen.

Wie kannst du dein Herz weich wie Butter machen?

Willst du dein Herz weicher machen? Willst du ein Herz wie Butter bekommen? Ist das möglich? Ja, das ist durchaus möglich. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:

  • Spüre jeden Tag in dein Herz hinein. Lerne, dein Herz zu spüren
  • Wenn du andere Menschen siehst, spüre sie mit deinem Herzen, spüre sie von deine, Herzen her. Vielleicht spürst du dann dein Herz schmelzen wie Butter
  • Auch Bäume kannst du vom Herzen her spüren, Zimmerpflanzen, Vögel
  • Im Yoga sind insbesondere Rückbeugen, wie Kobra, Fisch, Halbmond geeignet, das Herz zu öffnen, das Herz weich wie Butter zu machen
  • Es gibt Herzenslieder, die das Herz weich wie Butter machen, viele Mantras gehören dazu
  • Anderen zu helfen, bewusst zu spüren, was der andere braucht, mitzufühlen – das ist sehr effektiv, sein Herz weich zu bekommen wie Butter

Ein butterweiches Herz verhärten – geht das?

Vielleicht hast du ein Herz wie Butter – aber du fühlst, es lässt dich zu sehr zerfließen. Du möchtest gerne dein butterweiches Herz etwas härter werden lassen. Geht das? Zunächst mal: Willst du das überhaupt? Wenn du das willst, dann geht es auch. Die einfachste Methode wäre Achtsamkeit bzw. die Achtsamkeitsmeditation. Lerne dir bewusst zu machen, dass da ein Gefühl im Herzen ist. Nicht du bist butterweich, sondern du spürst ein Gefühl des butterweichen Herzens. Werde dir bewusst: Ich bin separat, getrennt von diesem Gefühl. Ich bin Beobachter. So kannst du lernen zu fluktuieren: Mal wird dein Herz weich wie Butter – mal etwas härter, oder eigentlich: Du kannst dein Herz weich wie Butter behalten – allerdings kannst du dich mal mehr, mal weniger identifizieren.

So, nach dieser langen Vorrede geht es jetzt an die Fortsetzung der Mitschrift aus einem Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg:

Asamshakti heißt wörtlich „von nichts berührt“, ich muss allerdings zugeben, so ganz mag ich die Übersetzung nicht. Das klingt so wie ein Felsbrocken oder so etwas. Swami Sivananda sagt im Gegenteil, ein Meister hat ein Herz wie Butter (vegan), es schmilzt beim Leiden anderer. Aber man ist nicht persönlich berührt von persönlichem Erfolg und Misserfolg, sondern mehr verbunden mit dem Höchsten.

Und hier wird erreicht Nirvikalpa Samadhi.

Nirvikalpa Samadhi, überbewusster Zustand ohne Dualität. Eigentlich hier hat man die Selbstverwirklichung erreicht. Die vollkommene Einheit mit allem. Man ist erwacht, könnte man sagen. So ähnlich, wie wenn man träumt und während man träumt, fragt man sich, ob man träumt, gibt es eine höhere Wirklichkeit in der Traumwelt. Das habe ich so ab und zu mal, wo ich dann überlege, träume ich jetzt oder bin ich wach. Ich kann mich an ein paar Träume erinnern, wo ich dann zu dem Schluß kam, ich muss wach sein, da habe ich jetzt plötzlich wieder eine ganz andere Flexibilität in den Asanas, woran ich mich eigentlich nicht erinnere. Aber erst wenn wir aufwachen, sind wir aufgewacht. So können wir aus dieser Wachwelt aufwachen, und dann sind wir in Nirvikalpa Samadhi.

Danach hat man das Doppelbewusstsein, d.h., wenn man aus der Meditation heraus kommt, sieht man die Welt wie andere auch, aber man hat gleichzeitig auch das Bewusstsein der Einheit hinter allem. Das ist so ähnlich auch, angenommen, wir würden mit 15 Jahren alle eine Binde vor die Augen bekommen. Und dann nach 10 Jahren würde die Binde weggenommen. Dann können wir zum Einen sehen, wie die anderen sehen. Wir können aber auch noch hören, wie die anderen hören, die blind sind. Wir können auch wieder die Augen schließen und die Erfahrung machen, die Blinde machen. Aber wir können auch die Binde wieder wegnehmen und wieder sehen.

So ähnlich, jemand der in Nirvikalpa Samadhi ist, kann die Welt so sehen wie andere auch, aber kann auch die Einheit jederzeit wieder wahrnehmen.

Auch hier wird zu einem späteren Zeitpunkt in der Yogalehrerausbildung mehr darüber gesprochen über den sogenannten Jivanmukta, lebendig Befreite. Manche führen ihr ganz normales Leben, so dass niemand merkt, dass sie befreit sind, außer, dass sie besonders viel Freude ausstrahlen, besonders liebevolle Menschen sind, kann Euer Nachbar, Postbote sein, die können verwirklicht sein, ohne dass es jemand merkt und ohne dass sie die Sanskritfachausdrücke kennen. Es gibt andere, die werden dann Lehrer und große Meister/Meisterinnen, entweder im kleinen Stil mit einigen Schülern oder im großen Stil mit mehr Schülern. Und manche ziehen sich auch zurück und meditieren in Einsamkeit. Die Mehrheit gehört zur Kategorie eins, d.h., sie führen ihr normales Leben weiter und es wird eigentlich von niemandem so richtig bemerkt. Es ist nicht in ihrem Karma, dass sie dort besonders lehren.

Dann folgt als nächstes Padarthabhavani – Doppelbewusstsein

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.