Gehe dein Ziel mit einem lächeln an

Mich hat mal eine Lehrerin gefragt, ihr sei der Direktorenposten in der Schule angeboten worden. Ob sie das machen sollte? Gut, ich habe ihr ein paar Fragen gestellt, und eigentlich gab es nur zwei Gründe, warum sie es nicht machen wollte: der eine war, sie dachte, dann könnte sie vielleicht nicht mehr so viel praktizieren und das zweite war, dass es vielleicht ihr Ego zu groß machen würde und das wäre ihrem spirituellen Fortschritt nicht zuträglich. Ansonsten hat sie es sich durchaus zugetraut und hat auch gedacht, sie könnte viel Gutes bewirken, hatte das früher auch als Ziel gehabt. Das ist ganz klar, was ich ihr da geraten habe. Als Schulleiterin kannst Du Kinderyoga einführen, Du kannst viel Gutes bewirken, du kannst viel mehr für die Kinder tun, als Du jetzt tun kannst. Sie ist heute noch Schulleiterin und an ihrer Schule gibt es tatsächlich Kinderyoga. Sie muss es natürlich weltanschauungsneutral machen, das muss man ja an öffentlichen Schulen natürlich, aber sie macht das sehr gut und bewirkt auf diese Weise vieles.

Also, keine falsche Bescheidenheit üben. Sondern wir wollen in der Welt Gutes bewirken. Dazu gilt es geschickt zu handeln. Dazu muss man manchmal seine Demut überwinden. Man kann ja sagen, ich tue es als Instrument in den Händen Gottes. Wenn ich dann gelobt werde, dann ist es Gott, der durch mich hindurch wirkt. Und dann kann man  auch zum Wohl des Ganzen durchaus auch bekannt machen, was wir getan haben. Und wir können darüber lächeln, dass wir jetzt so tun, als ob es uns darum ginge, aber eigentlich machen wir es als Dienst.

Dharma ist die dritte der Bedürfniskategorien. Und Dharma heißt zum einen, seine Talente leben und entfalten. Dharma heißt auch, anderen etwas Gutes zu tun. Wenn man Glück hat, funktioniert das auch im Rahmen des Beruflichen. Wenn man Glück hat, bringt der Beruf einem zum einen die geldlichen Mittel, dass man das hat, was so für seine sinnlichen Bedürfnisse braucht – Kama. Man kriegt dort Anerkennung, die man vielleicht als Bedürfnis hat, Artha. Und man tut auch etwas Gutes für andere und kann auch seine Talente einsetzen.

Nicht immer funktioniert das.

Meiner Ansicht nach ist es auch OK, wenn man einen Beruf hat, wo man einfach die Brötchen verdient. Und man engagiert sich vielleicht in seiner Freizeit in einem gemeinnützigen Verein, karitativen Verein, oder in Politik oder Ökologiebewegung oder einfach in der Nachbarschaft, um dort etwas Gutes zu tun. Oder als Yogalehrer/lehrerin oder künfitge Yogalehrerin, lebt man dann zum einen das aus, was man für andere tun kann und was man an Talenten hat.

Heute ist ja das Ideal, dass der Beruf alle Kategorien abdeckt, Kama, Artha und Dharma, aber manchmal geht das auch nicht so.  Auch in einem Beruf in einem reinen gewinnzielorientierten Unternehmen, auch das kann man spiritualisieren. Man kann sagen, von dem Geld, das ich da verdiene, gebe ich einen Teil in karitative oder spirituelle Organisationen, oder einfach, dass ich dann auch praktizieren kann, eine Yogalehrer-Ausbildung oder Wochenendseminare finanzieren kann. Oder auch in einem Beruf, ein ganz banaler, wo man als Finanzbuchhalterin in einem Parfümunternehmen oder Maschinenbauunternehmen ist – ist weder ethisch verwerflich noch etwas, wo man der Menschheit etwas großartiges Gutes tut – auch dort kann man am Arbeitsplatz Geduld üben, kann man Durchsetzungsvermögen entwickeln, man kann Bewusstheit und Konzentration entwickeln, man kann den Mitmenschen und Kollegen öfter mal zuhören und zulächeln, freundlich sein, also, auch da kann man vieles tun, was für den spirituellen Fortschritt hilfreich ist. Auch ohne dass dort eben notwendigerweise die Dharma-Seite in den Beruf per se hineinkommt.

Also, jede Art von Beruf kann für Moksha hilfreich sein.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Das Ewige und Vergängliche

Einige kommen dann dazu, dass Viveka erwacht. (Viveka: die Unterscheidungskraft) Es gibt verschiedenen Formen der Unterscheidungskraft. Eine Unterscheidungskraft ist die Unterscheidungskraft zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichem. Dazu muss man natürlich der Überzeugung sein, dass es etwas Ewiges gibt. Denn alles, was wir sehen ist vergänglich. Alles, was einen Anfang hat, hat ein Ende. Aber, Vairagya heißt, dass wir die Überzeugung gefunden haben, es muss auch etwas Ewiges geben. Die Unterscheidung zwischen dem, was Vergnügen ist und vergänglicher Freude und dem, was uns dauerhaftes Glück beschert. Auch die Unterscheidung zwischen dem Selbst und dem nicht Selbst. Die Absolventen der Zwei-Jahres-Ausbildung werden über all diese Aspekte noch sehr viel mehr hören, weil es wichtige Dinge des JnanaYoga sind und des Vedanta sind. Erwachte Viveka heißt hier, man hat die Überzeugung gewonnen, es gibt etwas Höheres und es wäre es wert dem nachzugehen. Vairagya ist etwas Emotionelles, Viveka ist etwas Verstandesmäßiges. Also Vairagya vom Herzen her: normales Leben macht einen nicht glücklich und das liegt nicht daran, dass Menschen nicht freundlich genug sind, sondern es fehlt irgendetwas. Beides zusammen verhilft zu Gelassenheit

Manchmal kommen Menschen natürlich auch dorthin über eine Krankheit. Manche über einen beruflichen Misserfolg. Alles in die Firma rein gesteckt …  pleite! Was ist der Sinn des Lebens? Oder, die Frau hat einen verlassen. Wenn es so ist, wie kann es weiter gehen. Manchmal ist es aber umgekehrt. Beruflicher Erfolg, eine bestmögliche Familie, die Kinder sind alle toll, die Wohnung ist gut, die Gesundheit ist gut und dann kommt die Frage: Warum fehlt mir trotzdem etwas? Also, Vairagya, Viveka, dann schauen: ja, es muss etwas Höheres geben. Man ist vielleicht über Bücher dazu gekommen, vielleicht sogar über eine Erfahrung. Wenn aus heiterem Himmel eine Bewusstseinserfahrung einen getroffen hat oder man hat Yoga geübt hauptsächlich gegen Stress und dann macht man die Tiefenentspannung und macht eine Erfahrung von Liebe, Wonne, Erweiterung, Erhabenheit, Leichtigkeit. Man sagt sich, ja, es muss etwas Höheres geben. Dem will ich nachstreben, beginnendes Viveka.

Wenn Viveka da ist kann es auch andere Manifestationen von Subecha geben. Zum einen die Bücherleser, die alles Mögliche suchen, zum anderen diejenigen, die alles Mögliche ausprobieren. Es muss was Höheres geben. Jetzt will ich mal ausprobieren, was es alles gibt. Da gibt es einige, die relativ lange auf Subecha verharren, andere, die lange einfach nur lesen und denken: Ja es wäre gut, wenn man der Suche folgt. … aber irgendwie … sie packen es nicht. Wieder andere, die mal ein Wochenende Tai-Chi machen, dann mal fünf Wochen lang Hatha Yoga, dann mal so eine Meditation machen, dann mal ein Buch über Selbstfindung, dann mal ins Kloster gehen. Dann mal mit dem örtlichen Pfarrer sprechen. Vielleicht von all denen die unwahrscheinlichste Möglichkeit. Obgleich man nicht vergessen sollte, dass Pfarrer ja auch auf dem spirituellen Weg sind und als Seelsorger wollen sie den Menschen helfen, dorthin zu kommen. So ist es, all das wird ausprobiert.

Man kann sagen, in Vairagya weiß man, der Sumpf in dem man steckt, ist auf die Dauer nicht gut. Oder aber, das wunderschöne Leben im Tal reicht nicht aus. Man will auch mal auf den Berg gehen. Es reicht nicht aus… . Bei Viveka weiß man, es gibt irgendwo einen Berg, aber dann muss man ihn auch besteigen. Solange man sich auf Subecha befindet, guckt man sich den Berg an, liest alle Reisebeschreibungen, nimmt vielleicht noch ein Fernglas und vielleicht geht man mal hundert Meter hoch, um sich dann wieder unten auszuruhen. Dann wisst ihr, wie Vicharana weitergeht, in Vicharana begibt man sich tatsächlich auf den Weg.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.