Das spirituelle erwachen

Rama antwortete, nachdem er jetzt schon wochenlang kaum ein Wort gesagt hatte. Es sprudelte plötzlich aus ihm heraus: “ Oh, Lehrer, ich bin monatelang durch das Königreich gegangen und habe erkannt, wie viel Leiden es auf dieser Welt gibt. Menschen werden geboren, … schreiend! Kein Baby kommt lächelnd auf die Welt und die Mutter leidet um so mehr. Babys schreien. Sie haben nur eine Weise ihre Wünsche zu kommunizieren und zwar durch schreien. Nur die Eltern denken immer, dass sie die Wünsche der Babys tatsächlich immer verstehen. Wenn das Baby zum Kleinkind wird, hat das Kleinkind nur einen Wunsch: groß zu werden. Nur die Erwachsenen denken, dass das Leben eines Kindes so schön ist. Das Kind hat nur den einen Wunsch: groß und stark zu werden um nicht mehr so abhängig zu sein. Als Jugendlicher spielen die Emotionen verrückt. (Heute würde man sagen, die Hormone.) Dann wird der Mensch zum Erwachsenen. Er muss sich um den Lebensunterhalt und um die Kinder kümmern. Schließlich kommt das Alter, Krankheit und Tod. Oh Vasishta! Oh Vishwamitra! Ich soll jetzt dieses Königreich regieren im vollen Wissen, dass die Menschen, für die ich da sein sollte, von Geburt bis Tod nur leiden. Das Leben ist gänzlich unsicher. Ich habe Menschen gesehen, die Mitte Zwanzig waren, drei Kinder hatten, eine Krankheit bekommen haben, gestorben sind und kleine Kinder zurückgelassen haben. Mutter tot, Vater tot, Kinder, … was passiert mit ihnen? Ich habe Mütter gesehen, deren Kind mit zwei Jahren gestorben ist und die noch Jahre später vor lauter Schmerz verzerrt halb verrückt durch die Welt gelaufen sind. Ich habe Menschen gesehen, die Unfälle hatten und seitdem in Schmerzen leben. Die Menschen auf dem Land denken, dass die Menschen in der Stadt glücklich sind. Die Menschen in der Stadt denken, dass die Menschen auf dem Land glücklich sind. Die Kinder denken, die Eltern sind glücklich. Die Eltern denken, die Kinder sind glücklich. Die ganz armen denke, dass die Bauern glücklich sind. Die Bauern denken, dass die Kaufleute glücklich sind. Die Kaufleute denken, dass die Adligen glücklich sind und die denken, dass der König glücklich sei und … oh Vishwamitra, ich weiß, mein Vater ist nicht glücklich! So weiß ich nicht, was ist Glück? … alles, was einen Anfang hat auch ein Ende. Das, was man besitzt, wird man verlieren. Wünsche sind nicht wirklich die Quelle von Glück. Ich habe erkannt, wenn Menschen Wünsche haben, viele dieser Wünsche können nicht erfüllt werden: … der Mensch ist unglücklich. Manche Wünsche können erfüllt werden: … dann hat der Mensch Angst, dass das Objekt der Wünsche verschwindet. Und manche Wünsche werden erfüllt und bleiben. Ich habe festgestellt: … dann sind die Menschen am unglücklichsten weil die Wünsch sie dann doch nicht so glücklich machen, wie sie es sich erhofft hatten. Oh Vasishta! Oh Vishwamitra! Wie könnte ich glücklich sein in dieser Welt?“

Damit war jetzt die Anamnese zu Ende und Vishwamitra wandte sich jetzt an Dasharatha und sagte: „Oh Dasharatha, dein Sohn ist nicht krank. Ihm fehlt nichts. Weder ist er körperlich krank noch hat er psychische Probleme. Dein Sohn ist auf der ersten der Bhumikas, auf Subheccha. In ihm ist Vairagya erwacht.“

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Erste Schritte auf dem spirituellen Weg von Yoga und Meditation

Der spirituelle Weg Teil 2

Dieser 2. Vortrag ist die Fortsetzung des 1. Vortrages zum Thema des spirituellen Weges. Es geht um spirituelles Erwachen, die ersten Schritte auf dem spirituellen Weg mit einige Tipps für Menschen, die noch ganz neu auf diesem spirituellen Weg sind. Ich erzähle als Hintergrundsgeschichte, eine der wichtigsten indischen Schriften, nämlich der Yoga-Vasishta, die beschreibt, wir Rama zum Yoga gekommen ist.

Ich möchte über die erste der Bhumikas, Subheccha und über die Vorstufen der Bhumikas sprechen. Bhumikas sind die Stufen der spirituellen Evolution. Es gibt eine alte Schrift namens Yoga-Vasishta, die diese sieben Stufen, diese sieben Bhumikas beschreibt.  Hierzu eine kleine Hintergrundsgeschichte:

Es gab einen Königssohn namens Rama und sein Vater namens Dasharatha wollte ihm das Königreich vermachen. Er wollte also schon vorzeitig abtreten, um sich selbst mehr spirituellen Praktiken widmen zu können. Rama sollte das Königreich übernehmen. Rama bat, dass er das Königreich nochmals richtig sehen könne, bevor er die volle Verantwortung bekam, wollte er noch mal überall hin fahren. Dasharatha ermöglichte ihm das und für einige Monate fuhr Rama überall hin, nahm Teil am Leben der verschiedenen Dorfbewohner und ging auch selbst mal an den Pflug. Er ging in die Familien, Indien ist ja ein sehr gastfreundliches Land und nahm Teil am Leben von allen.

Als er zurück kam, war er gänzlich verändert. Statt so lebensfreudig wie vorher, so positiv überschäumend und lachen und genießend zu sein, war er jetzt niedergeschlagen, traurig, … er sprach mit kaum jemanden. Er ritt nicht mehr auf seinem Lieblingspferd. Die Reiterspiele interessierten ihn nicht mehr. Die Tanzaufführungen waren ihm gänzlich egal. Er interessierte sich nicht mehr für die Regierungskunst, die er vorher so enthusiastisch studiert hatte. Er war wie ausgewechselt. Alle möglichen Ärzte wurden konsultiert. Der Puls wurde genommen, die Zunge angeschaut, die Exkremente untersucht, die Temperatur gemessen, …; es schien alles in Ordnung.

Damals gab es noch keine Psychotherapeuten, also wurden statt dessen die Waisen des Landes gerufen. Dasharatha  bat alle Großen und Heiligen, sie mögen kommen um den Rama zu untersuchen.  Er bat, sie sollten herausfinden: „Was fehlt meinem Sohn?. So versammelten sich alle Waisen und baten Rama zu sich. (Eine recht eigenartige Situation, aber es soll ja auch Professoren geben, die 10 Studenten haben, die Ihnen folgen, wenn sie untersuchten.) Jedenfalls gab es unter den großen Waisen einen ganz besonderen, der hieß Vishwamitra und einen anderen, der hieß Vasishta. Gerade dieser Vasishta tat sich besonders hervor. Er ging zu Rama und stellte ihm eine ganz banale Frage. Er sagte: „Oh Rama, was fehlt dir eigentlich? Warum bist du so niedergeschlagen? Lass uns das selbst wissen!“ – das Interessante war, bisher hatte keiner wirklich gefragt, was mit ihm los ist. (Oft kennen wir das auch, wenn es uns schlecht geht. Die Leute versuchen uns aufzumuntern. Aber jemand mal wirklich ernsthaft zu fragen, was mit einem los ist, das gelingt nur wenigen.) Vasishta fragte wirklich mit Interesse.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

 

Wir sind das unendliche ewige Bewusstsein

Im Unterschied zur Geschichte, schleift uns unser Lehrer nicht wider unseren Willen zum See. Aber, wenn wir mitgehen wollen und überprüfen wollen, bin ich das unsterbliche Selbst, dann symbolisiert der See unseren eigenen Geist. insbesondere die Erfahrung in der Meditation. Zum See gehen heißt zu meditieren.

Fragt der Meister: „Was hast du in deiner Meditation gesehen?“ – „Meister, ich habe nichts gesehen. Meine Knie haben mir weh getan, meine Hüften haben mir weh getan, mein Rücken hat mir weh getan.“ Sagt der Meister: „Übe regelmäßig Asanas, die Yogastellungen und bleibe regelmäßig in der Meditation sitzen! Irgendwann wird es angenehmer.“ Irgendwann können wir bequem sitzen und dann fragt der Meister: „Was hast du jetzt in der Meditation erfahren?“ Wir antworten: „ Meister, ich habe nur Gedankenwellen gesehen. Ich habe daran gedacht, was ich heute gemacht habe, was ich heute stattdessen hätte gemacht haben können, was die Menschen von mir gedacht haben, was ich machen könnte anstatt jetzt hier dazusitzen, was andere machen in der Zeit, wo ich hier sitze, was morgen sein kann, was morgen hoffentlich nicht ist, was ich morgen machen müsste, ….“ Sagt der Meister: „Du musst dein Prana, deine Lebensenergie beruhigen, harmonisieren! Übe ein Pranajama und übe weiter Meditation.“ Irgendwann wird das Prana ruhig, mit dem Prana werden die Gedanken ruhig und dann fragt der Meister: „Wie war die Meditation?“ sagt ihr: „Meister, du bist mir in der Meditation erschienen. Es war so wunderschön, voller Wonne und Frieden und Ausdehnung.“ Sagt der Meister: „Nicht ich bin dir in der Meditation erschienen. Du hast ein Ahnung von deinem wahren selbst erfahren. Tat twam asi! Das bist du!“ und jetzt können wir mit Überzeugung sagen: „Aham brahma asmi! Ich bin dieses unendliche, ewige Bewusstsein!“ Dann brauchen wir niemals mehr Angst haben vor irgendetwas.

Das geflügelte Wort, auf das ich vorher Bezug genommen habe und auf das  Swami Sivananda gerne Bezug genommen hat, ist: „Blöcke nicht wie ein Schaf! Brülle ‚Om’ wie ein Löwe von Vedanta!“ Das hat der Swami Vishnu öfter gesagt. „Swamiji, ich kann nicht mehr!“  – „Hör auf zu blöken wie ein Schaf! Du bist das unsterbliche Selbst! Alles Wissen und alle Kraft ist in dir.“ „Aber Meister, aber Swamiji, ich bin noch nicht so weit.“ Er konnte dann schon mal sanft sein, aber manchmal hat er gesagt: „Alle Energie steckt in dir, blöke nicht wie ein Schaf, brülle wie ein Berglöwe.

Swami Sivananda sagte auch gerne: Frag: Wer bin ich? Erkenn dein Selbst – und sei frei. Ist es so einfach? Ja – und nein…

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

 

Geschichte: Brülle wie ein Berglöwe, und blöke nicht wie ein Schaf

Die Geschichte vom Berglöwen und von Schafen – eine Geschichte vom Aufwachen aus der Täuschung. Diese Berglöwe Geschichte ist eine uralte Yoga Geschichte – viele Yoga Meister haben immer wieder gerne diese Geschichte vom Berglöwen und Schafslöwen erzählt. Lies selbst:

Es war einmal vor langer, langer Zeit eine Berglöwin, die war tragend und im Moment der Geburt ist sie gestorben. Nur eines der Berglöwenbabys hat überlebt und das mauzte und schrie nach seiner Mutter. Zum gleichen Zeitpunkt gab es eine Schafsmutter, die auch tragend war. Als sie gebar, waren alle Lämmlein tot geboren. Die Schafsmutter schrie vor Verzweiflung nach ihren Lämmern. Schließlich fand die Schafsmutter das Löwenbaby und adoptierte es. Das Berglöwenbaby trank die Milch der Schafsmutter, wuchs auf, fing an zu blöken wie ein Schaf, fing an Gras zu fressen wie ein Schaf und dachte, es wäre ein Schaf. Es merkte natürlich, dass es ein bisschen anders war als die anderen Schafe und wuchs so auf, wie ein Schaf mit Minderwertigkeitskomplexen.

Eines Tages kam der Berglöwe. Der König des Waldes! Er wollte mal nach dem Rechten sehen. Unten sah er die Schafsherde und – inmitten der Schafsherde sah er dort einen anderen Berglöwen. Dieser Löwe lief offensichtlich ganz verschüchtert mal hier-, mal dorthin und wurde von den anderen Schafen hin und her geschubst. Der alte Berglöwe dachte: „Was für eine Schande für meine königliche Familie!“ Er rannte dort runter. Die Schaf stoben in alle Richtungen davon und der Berglöwe nahm den Schafslöwen am Nackenfell und sagte ihm: „Was machst du denn hier?“ der Schafslöwe antwortete „Bäh, bäh, bäh, lass mich in Ruhe. Ich bin der einzige Sohn meiner Mutter.“ „Deine Mutter? Wo ist sie denn?“ – „Sie rennt dort hinten, aber du kriegst sie nicht mehr.“ – „Aber, das ist doch ein Schaf!“ – „Ja natürlich!“ – „Aber du bist doch ein Berglöwe, wie ich !“ – „Nein, nein, ich bin ein Schaf. Bitte erzähl mir keine Geschichten vom Berglöwen. Lass mich in Ruhe. Ich bin der einzige Sohn meiner Mutter und muss mich um sie kümmern.“ – „Was erzählst du für eine unsinnige Geschichte? Du bist ein Berglöwe wie ich. Du bist jünger als ich. Du könntest stärker sein als ich. Wenn du willst, wehre dich, wie ein Löwe.!“ – „Bäh, bäh, bäh, ich glaube dir ja alles. Aber bitte, lass mich in Ruhe!“ – „Ich werde dir beweisen, dass du ein Berglöwe bist.“ So nahm unser Berglöwe den Schafslöwen am Nackenfell, schleifte ihn zu einem See und sagte: „Jetzt guck, was siehst du dort?“ – „Bäh, bäh, bäh, ich sehe gar nichts.“ – „Öffne gefälligst die Augen, ich tue dir schon nichts! Was siehst du jetzt?“  – „ Ich sehe nur Wellen.“ – „Schnauf nicht so, atme ruhiger!“ – „Atme 3 bis 4 Sekunden lang ein, Bauch heraus, 3 bis 4 Sekunden lang aus, Bauch hinein. Was siehst du jetzt?“ – „Ich sehe dich zweimal.“ – „Schau genauer hin!“ unser Schafslöwe drehte den Kopf nach links und nach rechts. Plötzlich dämmerte ihm etwas. Er schaute fragend den Berglöwen an. Dieser nickte und sagte: „Tat twam asi – DAS bist du.“. Der Schafslöwe antwortete: „Aham simha asmi! Ich bin dieser Löwe!“ und zum ersten Mal in seinem Leben brüllte er wie ein Löwe, wie ein großer Berglöwe und hatte niemals mehr Angst vor irgendetwas.

Was will uns diese Berglöwe Geschichte sagen? Wir sind wie dieser Schafslöwe. Wir sind aufgewachsen im Glaube, „ich bin schwach …,  ich bin dumm …,  ich kann nur wenig …, ich habe diese Beschwerden …,  ich habe jene Beschwerden …, ich bin 46 Jahre alt …, ich bin deutsch, italienisch, französisch …, ich bin Christ, Moslem, Hindu, Buddhist …, ich bin Künstler …, ich bin Handwerker …, ich bin intellektuell …, ich bin ein einfacher Mensch… „. So identifizieren wir uns mit verschiedensten begrenzenden Attributen. Und dann kommt ‚der Berglöwe’. Der Berglöwe in dieser Geschichte steht für den Meister, den Guru. Der Meister sagt: „Du bist das unsterbliche Selbst. Du bist die ewige Seele. Du bist ‚Sat – chit – ananda’, ‚Sein – Wissen – Glückseeligkeit’!“ Dann sagen wir: „Meister, DU bist die ewige Seele und die Unendlichkeit. Ich bin nur ein armer Schlumpf.“ Sagt der Meister: „Nein! Du bist wie ich. Es gibt keinen Unterschied zwischen dir und mir.“ Auch Jesus hat gesagt: „Seid vollkommen, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“, „Wenn der Jünger vollkommen ist, wird er wie sein Meister.“ So hat er seine Jünger immer wieder aufgefordert. Die Jünger haben immer wieder gesagt, „ …wir wissen nicht …“, „… wir können nicht …“, Jesus hat sie immer wieder aufgefordert: „Seid vollkommen!“ Paulus hat nachher gesagt: „Nicht ich bin, sondern Jesus ist in mir.“

Denke öfter nach an diese Berglöwe Geschichte, an diese Geschichte von Löwen und Schafen. Blöke nicht wie ein Schaf – brülle wie ein Löwe. Wie der Berglöwe in der Geschichte gedacht hat, er sei ein Schaf – und dann erkannte dass er ein Löwe war, so erkenne du, dass du in dieser Lebens-Geschichte kein Schaf bist, der sich vor allem ängstigt. Vielmehr bist du wie ein Löwe, wie ein Berglöwe – sei mutig!

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen

Aufgaben in den verschieden Stufen des spirituellen Weg

Wir wollen uns mit dem Spirituellen Weg befassen und ich werde darüber sprechen, was es für wichtige Stufen gibt, welche Aufgaben es auf jeder Stufe gibt, welche Gefahren es gibt und wie man von der einen zur anderen Stufe kommt. Vor allen Dingen möchte ich über die 2. Stufe zuerst sprechen, weil ich annehme, die Mehrheit von euch befindet sich auf dieser Stufe. Es geht um den spirituellen Weg.

Ich möchte noch eine kleine Einschränkung machen. Angenommen, ihr seid auf den Weg hierher gegangen. Ihr seid hierher gekommen und einige von euch waren noch nie vorher da. Es war etwas, das ihr nicht kennt,. Obgleich der ein oder andere vielleicht gespürt hat: ‚es kommt mir vertraut vor… .’. Vielleicht, weil er schon in einem anderen Zentrum gewesen ist mit einer ähnlichen Atmosphäre. Ich kann mich erinnern, als ich zum ersten Mal in ein Yogazentrum gekommen bin. Ich habe mich gleich zuhause gefühlt.

Auf der einen Ebene seid ihr räumlich noch nicht hier gewesen, aber, beim spirituellen Weg kommt ihr eigentlich zu etwas an, was ihr jetzt schon seid. Das ist eines der Paradoxien des spirituellen Weges. Der Weg heißt das zu werden, was man jetzt schon ist.

So könnte man die Weg-Analogie eigentlich ‚ab absurdum’ führen. Ich könnte zum Beispiel fragen: „Was müsste ich jetzt machen um auf der Bühne zu sein?“ Antwort: „Nichts! Ich sitze auf der Bühne.“ „Was muss ich machen, um ein gelbes Hemd zu tragen?“ – „Nichts! Ich habe ein gelbes Hemd an.“ – „Was muss ich machen um die unsterbliche Seele zu sein?“ – „Nichts! Ich bin die unsterbliche Seele.“ – und zwar jetzt! Das ist ein guter Trost von Anfang an. Wir können eigentlich nichts falsch machen. Auch wenn ich gesagt habe, man kann Umwege und Abwege machen; aber –  wir können niemals die unsterbliche Seele verlieren! Wir können uns selbst nicht verlieren. Wir sind! Und von daher können wir vom höheren Standpunkt aus nichts Falsches machen. Es gibt vom höheren Standpunkt nicht die Gefahr, das wir zu langsam sind oder dass wir irgendwelche Fehler machen, die nicht behebbar sind. Wir sind immer das unsterbliche Selbst.

Auf einer anderen Ebene stimmt die Weganalogie natürlich trotzdem. Auch wenn ich das unsterbliche Selbst bin, es nutzt mir wenig, wenn ich es nicht weiß. Und selbst, wenn ich es intellektuell weiß, nutzt es mir wenig, wenn ich es nicht wirklich verwirklicht habe.

 

Angenommen, ich würde jetzt irgendwo eine Genanalyse bekommen und es sagt jemand: „Das ist ja faszinierend, du hast die genetische Ausstattung eines Klarinettenspielers.“ Die war dann immer schon da – vorausgesetzt, es gäbe ein Gen, das einen prädestinieren würde zum Klarinettespieler. Das hatte ich immer schon. Auch wenn ich jetzt erfahre, ich habe das Gen eines Klarinettenspielers – was nutzt mir das? –  Wenig! Selbst wenn ich das Gen habe, dann habe ich bloß die Veranlagung. Das nutzt nur was, wenn ich tatsächlich spiele und es verwirkliche. Ich kann mir dann zwar eine Bestätigung schreiben lassen: „Hiermit bestätige ich, dass Sukadev die Veranlagung eines Klarinettenspielers hat.“ Aber weder ich noch andere haben was davon.

Ich will noch ein anderes Beispiel geben, das manche schon kennen mögen. Es steht in meinem Buch „Yogageschichten“ und manche haben Seminare besucht auf welchen es oft gebraucht wird. Es war eine der Lieblingsgeschichten von Swami Vishnu, weshalb er sie oft erzählt hat. Wie er halte auch ich sie für ganz besonders wichtig. Ein Teil aus der Geschichte ist schon bei Swami Sivananda, Swami Vivekananda (einem der Meister, die im 19. Jahrhundert die Renaissance des Yoga eingeleitet haben) und auch bei Swami Vishnu zu einem geflügeltes Wort geworden. Es ist die Geschichte von den Schafen und dem Löwen…

– Fortsetzung folgt –

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Wichtige Stufen auf dem spirituellen Weg

Es ist nichts, was man sich vorstellen kann. Es heißt nicht, dass man dann ins Nichts kommt, sondern, es ist nichts, was man sich vorstellen kann. Es ist sun jata, leer von allen Vorstellungen. Yogis nennen es eher Purna, es ist die Fülle selbst. Es ist ‚Brahman’, die Erfahrung des Absoluten. Wir hören es und; vielleicht spricht es uns irgendwie an. Vielleicht gibt es auch einige, die spricht das Thema zunächst nicht an. Da werde ich später noch näher drauf eingehen. Es ist auf jeden Fall etwas, von dem es heißt: da ist ein Ziel, da gehen wir hin und, wenn es ein Ziel gibt, gibt es auch einen Weg.

Man kann beschrieben bekommen, da sind die Stationen des Weges; dort sich Zeichen, dass man auf der nächsten Station angekommen ist; das sind Zeichen von Irrwegen, bzw. das ist das Zeichen, dass man sich verirrt hat und, wenn man sich verirrt hat, kommt man ‚so’ wieder zurück auf den Weg.

So wie letztlich das Navigationssystem. Ich muss zugeben, ich bin erst einmal in meinem Leben mit einem Navigationssystem gefahren, als mein Vater mich mal mitgenommen hat. Ich kann mich erinnern, da war so eine Frauenstimme, die hat gesagt: „… in 700 Metern rechts abfahren!“, „… in 100 Metern rechts abfahren!“, „… jetzt rechts abfahren!“, „… jetzt rechts abfahren!“ Trotzdem hat mein Vater irgendwann die Kurve nicht gekriegt und ich habe mir gedacht: „Was macht die jetzt, die in diesem Apparat?“.  Es hat sie gar nicht gestört. Irgendwie hat man etwas auf dem Display gesehen und dann stand da 2,2 km geradeaus fahren. „… in 500 Metern rechts abfahren!“; „… in 100 Metern rechts abfahren!“ Sie ist nicht ärgerlich geworden, war nicht verloren, hat nur gesagt: „… jetzt rechts abfahren!“ Also, das Navigationssystem hat festgestellt: „Es ist nicht richtig.“; aber – das macht ja nichts! Wir können uns verfahren. Wir müssen nur den Weg wiederfinden, so, wie der ein oder andere sich auf dem Weg ins Zentrum verfährt; aber – es macht ja nichts! Entweder das Navigationssystem hilf oder ein netter Dorfbewohner oder, wir rufen mit dem Handy an.

Ganz früher, als wir das Haus eröffnet haben, haben wir erst nicht hingeschrieben „nicht Dierdorf abfahren.“ Und „nicht Neuwied/Altenkirchen abfahren“. An den Anreisetagen, habe ich dann immer im Büro gesessen und Anrufe entgegen genommen und habe die Leute aus Puderbach und aus den verschiedensten Dörfern hierher gelotst.

Wenn wir also das Ziel haben, können wir auch  immer wieder zurück kommen. Aber es ist hilfreich, rechtzeitig zu wissen, ob wir vom Weg abgekommen sind. Deshalb sagte ich auch, es ist nicht immer ganz korrekt zu sagen der Weg ist das Ziel. Das ist so ähnlich, als hättet ihr gesagt: „Ich setze mich ins Auto und ich schaue mal wie ich dort ins Haus hinein komme..“; „ Ich fühle in mein Herz hinein und irgendwie werde ich dort schon ankommen.“ Es wäre unwahrscheinlich anzukommen. Nicht unmöglich. Ich hatte irgendwann mal eine Teilnehmerin in einem Seminar hier, da habe ich so am Anfang gefragt: „ Wie habt ihr von uns gehört?“ und sie hat gesagt: „ Eigentlich gar nicht.“, sie ist am Morgen so ins Auto gestiegen und hat nicht so genau gewusst, was sie macht und ist einfach losgefahren und irgendwo kam sie an dem Schild „Haus Yoga-Vidya“ vorbei und hat gedacht: „Das klingt ganz exotisch… , mal was anderes…“ Ist dann unten angekommen, hat die Broschüre angesehen und ist gleich fürs Wochenende geblieben. – Passiert aber selten. –

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.