Grade der spirituellen Wege

Sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Wege.

Auch wenn es viele Wege nach Rom gibt – wenn man jetzt Rom als Symbol für Erleuchtung bezeichnet – führen nicht alle Wege nach Rom. Mindestens nicht kurzfristig. Langfristig ja, weil wir uns so lange inkarnieren, bis wir die Selbstverwirklichung erreichen; es ist gar nicht möglich, die Selbstverwirklichung nicht zu erreichen. Aber es gibt eben Wege, die dorthin führen und andere nicht.

Und da gibt es sattwige, rajasige und tamasige Wege.

Die tamasigen, das hatte ich schon heute morgen erwähnt, sind zerstörerisch, gewaltsam, fanatisch oder auch selbstzerstörerisch. In unregelmäßigen Abständen, alle paar Jahre, gibt es irgendeine Sekte, die ihre Anhänger zu kollektivem Selbstmord aufrufen. Oder die Kinder missbrauchen. Oder Teufelsanbeterei. Das sind zwar meistens nur maskierter Sado-Masochismus oder Kindermissbrauch in Masken, eigentlich hat das mit Religion wenig zu tun, aber es gibt aber auch echte Sadanismuskulte, die meinen, sich mit einer höheren Kraft zu verbinden.

Und dann gibt es natürlich auch noch rajasige Sachen, die denken, sie sind die einzigen oder die schnellsten oder die besten. Hier vielleicht noch eine kleine Einschränkung. In der heutigen Gesellschaft haben viele Suchende eine Vata-Störung. Die Ayurveda-Kenner wissen, wovon ich spreche. Das, was ich vorher als Guru Hopping bezeichnet hatte: Also Menschen wollen sich nirgendswo festlegen, oder hundert Dinge gleichzeitig oder hintereinander machen, aber niemals tief. Und so wollen viele Meister ihre Schüler etwas mehr inspirieren, indem sie sagen, dass ihr Weg ganz besonders gut ist. Und wenn man ihnen in ihren Vorträgen dann mal zuhört, da gibt es manche Meister, da würde man denken, die sind schon etwas rajasig und eingebildet. Aber da muss man schauen, stimmt das auch im Alltag? Wie gehen sie um mit anderen Meistern?

Ich werde nie vergessen, ich war mal in einem indischen Ashram. Dort kam der Lehrer rein, und so richtig indisch, alle haben sich vor ihm verbeugt, und er wurde dort sehr verehrt. Mir wurde da etwas mulmig dabei. In der Sivananda Tradition ist das erheblich weniger. Auch wenn es manchmal Videos gibt, wo Swami Sivananda sehr verehrt wird. Aber im Ashram haben sie mir gesagt, das war nur mal als Ausnahme an Guru Purnima oder in den letzten Jahren, als der Swami Sivananda nicht mehr die Kraft hatte, sich dagegen zu wehren. Aber normalerweise hat er sich sehr gegen Guru-Verehrung gewehrt. Und der Swami Vishnu sowieso. Aber da war jetzt eben so ein Lehrer, der wurde dort verehrt, und dann wurde noch über ihn gesprochen, wie großartig er ist. Aber dann wurde ein anderer Meister vorgestellt, der war das erste Mal in dem Ashram und aus einer ganz anderen Tradition, jetzt wurde der über alle Massen gelobt und verehrt und auf die Bühne gestellt, und jetzt war plötzlich er der Größte. Das war dann einfach der Hang der Inder zur Übertreibung, wie das ja oft südländische Völker so haben. Und dann war ich etwas beruhigter. Die waren dort nicht fanatisch, sondern halt einfach überschwänglich. Das ist natürlich schwierig, wenn ein Deutscher das mitkriegt, und das ist dann noch dazu sein Meister und dann nimmt er das wörtlich und aus einer ursprünglich sehr weiten Spiritualität wird dann plötzlich etwas Fanatisches.

Kriterien eines sattwigen Meisters…

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Lehren eines spirituellen Lehrers

Gut, dann gibt es Meister wie Swami Vivekananda und Swami Vishnu-devananda, die in recht jungen Jahren ihren Lehrer gefunden haben und zeitlebens diesem Lehrer gefolgt sind. Swami Vishnu hat mit 17 den Swami Sivananda kennen gelernt und bis zu seinem physischen Tod war immer er sein Meister, den er immer verehrt hatte, dem er gedient hatte, bei dem er ja auch 12 Jahre gelebt und gedient hat, und in dessen Namen er ja immer unterrichtet hatte.

Ebenso Swami Vivekananda – als Student traf er Ramakrishna und blieb dann eine Weile bei ihm und bis zu seinem physischen Tod hat er sich immer als Schüler von Ramakrishna gefühlt.

Swami Vishnu hatte allerdings parallel zu Swami Sivananda auch einzelne Lehrer, von denen er einiges gelernt hat. Swami Sivananda war keiner, der Yogastunden oder Pranayama gegeben hat – gut, Anfang der 40er Jahre soll er auch mal Yogastunden gegeben haben, aber Swami Vishnu kam erst Ende der 40er Jahre zu ihm. Sivananda hat Satsangs geleitet, Kurzvorträge gegeben, Bücher geschrieben und kurze Anweisungen gegeben. Er hat dann mehr gesagt, jeden Tag 1 Stunde Asanas und Pranayama, aber nicht genau, was. So hatte dann Swami Vishnu andere Lehrer, die ihm die Asanas und Pranayama noch genauer beigebracht hatten. Das waren zum Teil ältere Schüler von Swami Sivananda, aber auch noch ein anderer Hatha Yogi, von dem er besonders die Pranayama-Techniken gelernt hat.

Also, das nur einige Beispiele.

Also Antwort auf die Frage „Braucht man einen Lehrer“ – nicht unbedingt, aber es ist hilfreich.

 

Und auf die Frage: sollte man bei einem Lehrer bleiben – so lange man von einem Lehrer gut inspiriert ist (und keinen besseren gefunden hat….) dann ist es gut, bei einem zu bleiben. Nur wenn man Lehrer wechselt, das sollte man nicht leichtfertig machen. Vor allem sollte man vom Guru-Hopping Abstand nehmen. Das ist so ein amerikanischer Ausdruck: Guru Hopping – man geht von einem Lehrer zum nächsten, dabei ist man nur auf Subecha zurück geworfen. Immer dann, wenn’s ans Eingemachte geht oder man mit seinen Schattenseiten konfrontiert wird, oder man doch feststellt, die anfänglichen Hoffnungen erfüllen sich nicht im nächsten halben Jahr, rennt man schnell zu jemand anders und geht nirgendswo tief. Also, dort ist es gut, mindestens eine Weile bei etwas zu bleiben und dort auch eine Weile zu praktizeren.

Manche Menschen, die hier Seminare besuchen oder YogalehrerAusbildung machen, sagen auch: Ich habe eigentlich schon meinen Lehrer, ist das ok. Antwort: Von unserer Seite aus ist es ok, aber Du müsstest Deinen Lehrer fragen, ob es für ihn auch ok ist. Es kann auch sein, dass jemand eine Herzensverbindung hat zu einem Lehrer, der lehrt aber nicht so ganz systematisch. Oder sitzt letztlich in Indien, umgeben von Tausenden von Schülern, eine systematische Schulung bekommt man nicht, die innere Verbindung ist da, da ist letztlich eine Yogalehrer-Ausbildung etwas, wie man den klassischenYoga sehr systematisch kennen lernt und eben auch lernt, wie man unterrichtet. Wir hatten auch schon Teilnehmer, die wurden sogar von ihrem Lehrer zu uns geschickt, weil sie sagen, das ist klassisches Yoga, eine klassische Ausbildung und die sind nicht fanatisch, da kannst Du hingehen, ohne dass Du eindoktriniert wirst, aber auch ohne dass Du verflachtenYoga vermittelt bekommst. Und das war sogar schon bei Swami Sivananda so, dass er Menschen im Ashram hatte, die anderen Meistern gefolgt sind, aber aus Platzgründen in dessen Ashram nicht aufgenommen werden konnte oder der zu weit weg gewohnt hat –zu Swami Sivanandas Zeiten waren die Reisezeiten in Indien noch länger als heute.

Die wichtigsten Fragen hoffe ich damit angesprochen zu haben.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Moksha – spirituelle Lehrer und Systeme

Weitere Bhumikas (Stufen) nach Vicharana (Streben)

Beginnen mit einem Moment Stille

Ich hatte heute morgen gesprochen über Vicharana, über die 4 Purushartas in Vicharana und ich wollte zunächst sprechen über Moksha und letztlich sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Lehrer und Systeme. Letztlich auch über die Frage, wie findet man seinen spirituellen Lehrer, braucht man einen Lehrer. Danach will ich noch etwas auf Familie, Partnerschaft, eingehen und dann werden wir die weiteren Stufen der spirituellen Evolution zügig durchlaufen, mindestens theoretisch.

Spirituelle Lehrer

Die Frage, die öfter aufkommt: Braucht man einen spirituellen Lehrer? Muss man bei einem Lehrer bleiben? Kann man von mehreren lernen? Wie ist das so?

Wie man an die Frage ran gehen kann – die einfachste Weise ist eine empirische Herangehensweise. Wir schauen uns die verwirklichten Meister an, wie das bei ihnen gewesen ist. Denn letztlich wir wollen ja – gut, ob alle… – aber im Yoga wollen wir die Selbstverwirklichung erreichen und da können wir schauen, wie machen es denn die Selbstverwirklichten.

Und da gibt es tatsächlich Verschiedenste:

Es gibt solche, die ohne einen Meister die Verwirklichung erreicht hatten. Dazu gehören z.B. Ramana Maharishi und Ananda Mayi Ma, die zu den großen Meistern des 20. Jh. gehört haben und mehr oder weniger kann man fast sagen auf die Erleuchtung gestolpert sind. Der Ramana Maharishi z.B. war 16; da hatte er das Gefühl, er wird sterben. Da hat er sich hingelegt; alle körperlichen Funktionen haben aufgehört: Atem, Herz schlägt nicht mehr, da hat er gedacht: „Ja, wenn ich schon sterbe, dann aber richtig. – Dann müsste ich aber auch aufhören zu denken. So hat er aufgehört zu denken und ist in Samadhi gefallen. Er ist dann auch wieder zurück gekehrt zu seinem Körper, hat noch einige Jahre sehr intensiv meditiert, aber mehr oder weniger von innen heraus, aber es wird angenommen, dass er dabei dann die Erleuchtung erreicht hat.

Und bei Ananda Mayi Ma war es vielleicht noch ein bisschen komplexer und länger.

Also solche Meister gibt es auch.

Es gibt auch einen Meister namens Dattatreya in der indischen Mythologie, der vor vielen Tausend Jahren gelebt haben soll, der hat 24 Lehrer gehabt. Darunter einen Elefanten, eine Blume, eine Biene, und den Wind und die Erde – wenn ihr das Buch hab „Hinduistische Feste und Fastentage“ da gibt es eine Kapitel „Dattatreya Jayanti“ – also alle Ereignisse, die kamen, hat er als Lehrer gesehen. Also, das gibt es auch.

Dann gibt es solche Meister, die hatten verschiedene Lehrer hintereinander.

Dazu zählt z.B. Ramakrishna, der hatte von seinem Vater einiges gelernt, weil er eben in einer Brahmanenfamilie geboren war, später hat er von einem Priester einiges gelernt, denn er wurde dann zum Priester bestellt, dann hat er eine tantrische Lehrerin gehabt, die ihn eingeführt hatte in Kundalini-Praktiken. Tantrischer Lehrer ist also jetzt nicht sexuelle Praktikten, sondern tantrische Lehren heißt mehr die Kundalini-Techniken. Und danach hatte er noch einen Vedanta-Lehrer, der ihm dann geholfen hat, von Savikalpa Samadhi zu Nirvikalpa Samadhi zu kommen. Er hatte dort also mehrere Lehrer gehabt.

So ähnlich war es auch bei Swami Sivananda. Swami Sivananda hat die Grundlagen schon gelernt von seinem Vater. Als Kind hatte er die ersten spirituellen Erfahrungen. Später hatte er einen Selbstverteidigungskünstler als Lehrer, der ihm insbesondere einiges über Prana beigebracht hat, dann hatte er einen Hatha Yoga Lehrer; jemand muss ihm Harmonium und Tambura und Singen beigebracht haben; dann ging er nach Malaysia, dort bekam er dann einen vedantischen Lehrer, der ihn in Vedanta eingeführt hat. Schließlich kam er zurück nach Indien und dort fand er dann in Rishikesh seinen sogenannten Sadguru, also der Lehrer, zu dem er dann die Herzensverbindung hatte, die innere Verbindung, und von dem er sich dann zeitlebens weiter geführt gefühlt hatte. Aber das war nur einer, der blieb nur eine Woche in Rishikesh; den sah Swami Sivananda nur kurz und hatte danach auch nur kurz brieflichen Kontakt mit ihm. Die weiteren Dinge lernte er dann von einem Swami Vishnu-devananda, der da in Rishikesh war, der dann zwar nicht sein Sadguru war, der ihm aber einiges beigebracht hat, ihm gesagt hat, wo er was praktizieren kann, wo er was lernen kann, welche Schriften er lesen könne und wie ein Leben eines Swami so eigentlich ist. Und er hatte auch noch einen fortgeschrittenen Hatha Yoga Lehrer, der ihm Pranayama, Mudras, Bandhas, und die ganzen Kundalini Praktiken beibrachte.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Spiritualität und reine Lebensweise

Der letzte Aspekt dieser Bedürfnisse ist der von Moksha. Und auch das kann man sattwig, rajasig und tamasig tun. Ich will nur jetzt schon sagen. Auch Spirituelles ist nicht immer nur sattwig. Wir kennen das alle. Z.B. islamistische Fanatiker, Selbstmordanschläge, um in den Himmel zu kommen und aus der Welt einen besseren Ort zu machen. Religionskriege, 30er-jähriger Krieg, 40 % der deutschen Bevölkerung umgebracht. Das wäre so, wie wenn es heute einen Krieg gäbe und 35 Millionen Deutsche umkommen würden. Dagegen war der 2. Weltkrieg gar nichts. Wobei dieser für die Deutschen ja nicht so schlimm war wie für die Russen und Polen, wo die Deutschen ja ganz furchtbar gehaust haben. Es ist ja eines der ganz großen Wunder, dass die Russen und Polen heute ein so positives Deutschlandbild haben. Also was dort letztlich die Generation unserer Väter oder Großeltern gemacht hat – auch wenn es keiner war, aber das waren nicht nur ein Dutzend Leute – war schlimm. Aber nicht nur in politischen Ideologien sondern auch in religiösen Ideologien werden ganz schlimmeDinge gemacht. Da braucht man nicht nur über die Islamisten schimpfen. Die Christen – welche eigentlich vom Anspruch von Jesus her die gewaltfreieste Religion sein sollte – waren diejenigen, in deren Namen die schlimmsten Greueltaten verübt wurden.

Und hier müssen wir auch aufpassen. Spiritualität muss auch sattwig gelebt werden.

Nicht tamasig, zerstörerisch, fanatisch, auch hier gilt es, Ahimsa, Nicht-Töten wirklich zu beachten.

Auch nicht rajasig. Rajasig hieße: Man hat die allein selig machende Wahrheit gefunden. Mit allem anderen kommen wir in die Hölle. Man kann übrigens sagen, die Christen sind die Erfinder des Alleinanspruchs einer bestimmten Glaubensrichtung. Das gab es vorher nicht. Die Griechen haben nie gedacht, dass der Glaube an ihre Götter die einzig selig machende Wahrheit ist. Die Hindus haben es nicht gedacht, die Buddhisten haben es nicht gedacht, die Parsis, die Manichäer nicht, hat keiner gedacht. Nur dann im Christentum gab es diese Erfindung. Jesus selbst hat das nicht gemeint. Da gibt es zwar diesen Ausspruch: Niemand kommt zum Vater denn durch Mich. Mir ist gegeben alle Macht auf Erden. Man nimmt heute in der modernen Bibelforschung an, dass er das nie so gesagt hat. Die Evangelien haben eine langjährige Entstehungsgeschichte. Man nimmt heute an, dass er einiges tatsächlich so gesagt hat, und einiges wurde im gegen Ende des 1. Jh. n.Chr. einfach in den Mund gelegt.

Also, wenn man denkt, meine Glaubensweise ist die allein selig machende, das ist rajasig.

Glücklicherweise denken das auch mindestens die offiziellen Kirchen heute nicht mehr. Der vorige Papst Johannes II. hat mehrere ganz große Änderungen gemacht. Vorher schon im 2. Vatikanum wurde schon gesagt, auch Protestanten können in den Himmel kommen. Vorher hieß es, wer nicht Katholisch ist, kann nicht in den Himmel kommen sondern kommt in die Hölle. 2. Vatikanum hat schon gesagt, Protestanten kommen auch in den Himmel, alle Christen können in den Himmel kommen und die Erlösung erreichen und eventuell auch Angehörige anderer Religionen. Und Papst Johannes Paul II. und Benedikt hat das vor kurzem nochmal stark bekräftigt: auch Angehörige von Judentum und Islam kommen in den Himmel. Wie das mit den angeblich polytheistischen Religionen ist, da sind sie sich noch nicht ganz so sicher. Aber immerhin der Alleinvertretungsanspruch ist aufgegeben worden, sowohl von der katholischen wie von der evangelischen Kirche. Das ist nicht bis in alle Pfarreien durchgedrungen. Und es gibt auch einige neue fundamentalistische Bewegungen. Da muss man sich auch bewusst sein. Die Pfingstgemeinden sind die am stärksten wachsenden christlichen Gemeinden. Auch in Deutschland, aber sehr viel stärker in Afrika und Südamerika. Die haben den Alleinvertretungsanspruch. Aber glücklicherweise nicht mit Gewalt verknüpft, also rajasig und nicht tamasig, und da kann man nur hoffen, dass es sich dann ins Sattwige entwickelt, wie es meiner Ansicht nach die Kirchen gemacht haben und nicht in gewalttätigen tamasigen Fundamentalismus absinken.

So müssen wir auch den spirituellen Weg gehen und uns bewusst sein, wir müssen ihn sattwig gehen, einen sattwigen Weg gehen und wir müssen selbst aufpassen, dass wir nicht in rajasiges Missionartum absinken. Weder annehmen, unser Weg ist der einzige noch ist er der schnellste. Das ist so eine moderne Weise des rajasigen Weges: „Ja, andere Wege führen auch zur Befreiung, aber das dauert 20 Leben. Ich dagegen habe die Abkürzung gefunden und bin der Einzige in diesem Zeitalter, der diese Abkürzung lehrt.“ Wir suchen ja alle nach Abkürzungen, oder? Ihr vielleicht nicht? Also ich habe lange Jahre nach dem schnellen Weg und so im Hinterkopf hoffe ich immer noch, irgendwann plötzlich den Sprung zu schaffen, obgleich ich weiß, es wird wahrscheinlich weiter Schritt für Schritt gehen. Also, wir müssen sehr aufpassen, dass wir nicht Rajasigem unterliegen.

Da will ich heute Nachmittag vielleicht noch ein paar Worte dazu sagen, und dann zügig durch Tanumanasa, Sattwapati, Asamshakti, Tadarthabhavani und Turiya die nächsten Stufen gehen. Aber es gibt einen guten Grund, warum ich jetzt auf Vicharana länger verweile. Erstens, die Mehrheit von Euch befindet sich dort und zweitens, ab Tanumanasa wird es leichter und drittens, wir haben auch Wochenenden, wo wir mehr über die höheren Stufen sprechen, besonders die schweigenden Meditations-Intensiv-Wochenenden, wo man mehr darüber spricht, wie ist es, sich auf Tanumanasa, Sattwapati oder Asamshakti etc. sich zu befinden.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Alles ist ein Teil des kosmischen Ganzen

Auf der Dharma-Ebenegilt aber auch, wir sollen auch das nicht mit Gewalt tun. Für andere etwas tun, sollte auch sattwig sein. Das kann man nämlich auch tamasig und rajasig tun. Tamasig heißt, man schadet dem anderen, man meint es gut, aber man könnte es besser wissen. Im Extremfall sind das die Ideologien des 20. Jh., Kommunismus, Leninismus, Maoismus. Sind alle – wie es bei den Nazis war, weiß man nicht, Hitler hat mindestens behauptet, er sei zum Wohl anderer da. Ob er ein Psychotiker war oder jemand, der Ideologien benutzt hat für persönliches Machtstreben, weiß man nicht genau – aber so viele Marxisten haben in Kauf genommen, dass viele Millionen von Menschen sterben, um die neue großartige Gesellschaft zu schaffen und notfalls müssen sie gewaltsam zu ihrem Glück bekehrt werden. Und nicht nur notfalls. Nach dem, was ich vor kurzem gelesen habe, hat Mao 50 bis 70 Millionen Menschen direkt oder indirekt umgebracht. Eine unglaubliche Menge. Und Stalin war nicht ganz so schlimm, aber 20 bis 30 Millionen gehen auch auf sein Konto. Da haben die Russen ganz schon was durchgemacht. Die Deutschen haben 30 Millionen umgebracht, und Stalin davor und danach. D.h., jeder 4. Russe ist dort gestorben.

So sollten wir uns auch bewusst sein: Man kann auch anderen etwas antun und sie damit zerstören. Das ist vermutlich jetzt in unserer Gesellschaft nicht das ganz große Problem

Rajasig ist aber auch möglich. Rajasig gibt es auf 2 Weisen: einmal, ich weiß, was für Dich am besten ist. Verallgemeinerung, für alle. Man geht zwar nicht über Leichen, und man zerstört die anderen nicht, aber man ist überzeugt, man hat die allein selig machende Wirklichkeit für alle gefunden. Fanatismus. Bekehrung. So einfach ist es nicht. Sondern auf sattwige Weise zum Wohl anderer da sein. Aber zu wissen: Jeder Mensch hat seine eigene Wahrheit, und das, was man heute weiß, mag morgen auch schon abewandelt werden müssen. Und alles was wir tun, sollten wir mit Mitgefühl tun. Und nicht denken, alles hängt nur von mir ab, sondern als Teil des kosmischen Ganzen. Das ist sattwig.

Dann muss man sich auch mal engagieren. Wie man z.B. bei Mahatma Gandhi gesehen hat. Damit kann man die, die Unrecht tun, auch ganz schön nerven. Aber Gandhi hat sein Buch auch genannt „Die Suche nach der Wahrheit“. Er hat nie gesagt, er hat sie endgültig gefunden. Er war weiter auf der Suche nach der Wahrheit. Er hat auch öfter mal seine Ansichten etwas geändert und immer wieder weiter entwickelt.

 

Das nächste ist, seine Talente zu entwickeln, das kann man auch sattwig, rajasig oder tamasig tun.

Tamasig würde z.B. heißen, seine Aggressionen zu leben, und andere damit wirklich schädigen, im Extremfall bis zu Mord.

Rajasig heißt, eine gewisse Rücksichtslosigkeit. Jetzt bin ich dran. Was jetzt meine Kinder, Partner, Eltern davon halten, ist mir vollkommen egal. Bei Eltern hängt es davon ab. Manchmal muss der junge Mensch auch mal rücksichtslos gegenüber den Eltern sein, sich abnabeln. Das ist heutzutage glaube ich allen klar. Viele von Euch sind Eltern. Manche haben vielleicht Kinder zwischen 16 und 25 und hätten es vielleicht gern, dass ihre Kinder sich etwas schneller abnabeln würden. Das ist heutzutage das größere Problem. Ich habe gerade vor kurzem gelesen, ein Grund, warum es in Deutschland so wenig Kinder gibt ist, dass die im zeugungsfähigen Alter zwischen 20 und 30 noch vielfach bei ihren Eltern wohnen und dass zudem das Zuschuss-System auch so ist, dass es das noch dazu unterstützt. Eltern bekommen nämlich Kindergeld, wenn die Kinder noch bei ihnen wohnen. In anderen Ländern wie Finnland und Frankreich wird im Gegenteil unterstützt, dass Kinder mit 18 ihr Zuhause verlassen. Ich meine, es müsste auch nicht notwendigerweise so sein. Ein 3-Generationen-Haushalt hätte auch etwas Gutes. Das ist eigentlich das, was Menschen in früheren Zeiten auch hatten.

Aber gut, wenn Eltern pflegebedürftig sind, haben Kinder oft auch Verpflichtungen. Wie die konkret sind, hängt dann von der Situation ab. Also jetzt nur das tun, was man von Herzen mag und rücksichtslos gegenüber anderen sein, ist auch nicht das A und O. Und diejenigen, die so das 100%ige Seinem-Herzen-Folgen propagieren, da muss man mal deren Leben anschauen. Einen Autor, den ich eigentlich von seinen Büchern sehr mag, Coelho, kennt ihr den, hat wunderschöne Bücher geschrieben, aber wenn man seine Biografie liest, dann denkt man, so will man nicht sein, ganz sicher nicht. Ich will jetzt nicht mehr sagen, im Internet könnt ihr da mehr drüber lesen…Also ein rajasiges Seinem-Herzen-Folgen ist nicht notwendigerweise etwas, was das eigene Leben und das anderer bereichert. Sattwig das leben, mit Rücksicht auf andere und auch Halten einiger Verpflichtungen, auch wenn es manchmal Brüche geben muss, wenn man manchmal aus schwierigen Situationen einfach heraus kommen muss und dann vielleicht auch mal verletzend sein muss.

Also, ihr seid, dadurch, dass ich mal das eine und mal das andere sage und mir ständig widerspreche, will ich Euch durchaus zeigen, der spirituelle Weg macht das Leben nicht unbedingt einfach. Er macht es sinnvoll, bringt es auf eine andere Ebene, ihr lernt, es bewusster zu leben, aber Yoga hat nicht Antworten auf alle Fragen im Leben, aber gibt einem Kriterien, wie man letztlich zu Antworten kommen kann.

– Fortsetzung folgt –

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Gehe dein Ziel mit einem lächeln an

Mich hat mal eine Lehrerin gefragt, ihr sei der Direktorenposten in der Schule angeboten worden. Ob sie das machen sollte? Gut, ich habe ihr ein paar Fragen gestellt, und eigentlich gab es nur zwei Gründe, warum sie es nicht machen wollte: der eine war, sie dachte, dann könnte sie vielleicht nicht mehr so viel praktizieren und das zweite war, dass es vielleicht ihr Ego zu groß machen würde und das wäre ihrem spirituellen Fortschritt nicht zuträglich. Ansonsten hat sie es sich durchaus zugetraut und hat auch gedacht, sie könnte viel Gutes bewirken, hatte das früher auch als Ziel gehabt. Das ist ganz klar, was ich ihr da geraten habe. Als Schulleiterin kannst Du Kinderyoga einführen, Du kannst viel Gutes bewirken, du kannst viel mehr für die Kinder tun, als Du jetzt tun kannst. Sie ist heute noch Schulleiterin und an ihrer Schule gibt es tatsächlich Kinderyoga. Sie muss es natürlich weltanschauungsneutral machen, das muss man ja an öffentlichen Schulen natürlich, aber sie macht das sehr gut und bewirkt auf diese Weise vieles.

Also, keine falsche Bescheidenheit üben. Sondern wir wollen in der Welt Gutes bewirken. Dazu gilt es geschickt zu handeln. Dazu muss man manchmal seine Demut überwinden. Man kann ja sagen, ich tue es als Instrument in den Händen Gottes. Wenn ich dann gelobt werde, dann ist es Gott, der durch mich hindurch wirkt. Und dann kann man  auch zum Wohl des Ganzen durchaus auch bekannt machen, was wir getan haben. Und wir können darüber lächeln, dass wir jetzt so tun, als ob es uns darum ginge, aber eigentlich machen wir es als Dienst.

Dharma ist die dritte der Bedürfniskategorien. Und Dharma heißt zum einen, seine Talente leben und entfalten. Dharma heißt auch, anderen etwas Gutes zu tun. Wenn man Glück hat, funktioniert das auch im Rahmen des Beruflichen. Wenn man Glück hat, bringt der Beruf einem zum einen die geldlichen Mittel, dass man das hat, was so für seine sinnlichen Bedürfnisse braucht – Kama. Man kriegt dort Anerkennung, die man vielleicht als Bedürfnis hat, Artha. Und man tut auch etwas Gutes für andere und kann auch seine Talente einsetzen.

Nicht immer funktioniert das.

Meiner Ansicht nach ist es auch OK, wenn man einen Beruf hat, wo man einfach die Brötchen verdient. Und man engagiert sich vielleicht in seiner Freizeit in einem gemeinnützigen Verein, karitativen Verein, oder in Politik oder Ökologiebewegung oder einfach in der Nachbarschaft, um dort etwas Gutes zu tun. Oder als Yogalehrer/lehrerin oder künfitge Yogalehrerin, lebt man dann zum einen das aus, was man für andere tun kann und was man an Talenten hat.

Heute ist ja das Ideal, dass der Beruf alle Kategorien abdeckt, Kama, Artha und Dharma, aber manchmal geht das auch nicht so.  Auch in einem Beruf in einem reinen gewinnzielorientierten Unternehmen, auch das kann man spiritualisieren. Man kann sagen, von dem Geld, das ich da verdiene, gebe ich einen Teil in karitative oder spirituelle Organisationen, oder einfach, dass ich dann auch praktizieren kann, eine Yogalehrer-Ausbildung oder Wochenendseminare finanzieren kann. Oder auch in einem Beruf, ein ganz banaler, wo man als Finanzbuchhalterin in einem Parfümunternehmen oder Maschinenbauunternehmen ist – ist weder ethisch verwerflich noch etwas, wo man der Menschheit etwas großartiges Gutes tut – auch dort kann man am Arbeitsplatz Geduld üben, kann man Durchsetzungsvermögen entwickeln, man kann Bewusstheit und Konzentration entwickeln, man kann den Mitmenschen und Kollegen öfter mal zuhören und zulächeln, freundlich sein, also, auch da kann man vieles tun, was für den spirituellen Fortschritt hilfreich ist. Auch ohne dass dort eben notwendigerweise die Dharma-Seite in den Beruf per se hineinkommt.

Also, jede Art von Beruf kann für Moksha hilfreich sein.

– Fortsetzung folgt –

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Yoga heißt Geschick im Handeln

Das gilt auch, im Beruflichen natürlich geschickt vorzugehen. Wenn man beruflichen Ehrgeiz hat, ist ein gewisses Rajas natürlich immer dabei. Und Rajas, wenn man da viel hat, ist durchaus am besten, es im Beruf auch auszuleben. Wie ich gestern gesagt habe, es wäre wünschenswert, wenn spirituelle Aspiranten mehr beruflichen Ehrgeiz hätten. Es wäre gut, wenn mehr spirituelle Menschen Vorstandsvorsitzende von internationalen Konzernen wären. Es wäre auch gut, wenn mehr Ministerpräsidenten, und Bundeskanzler, Präsidenten, spirituelle Aspiranten wären. Allerdings, dazu braucht es schon recht viel Ehrgeiz, und da muss man auch einiges an Schlägen aushalten können. Vermutlich, um Politiker zu sein, ist eine der wichtigsten Eigenschaften ein dickes Fell. Bereitschaft, getreten, geschlagen, geprügelt, ungerecht angeklagt zu werden, trotzdem freundlich lächeln, Kritik ernst zu nehmen, aber weder aggressiv zu reagieren noch deprimiert zu werden. Und manche halten das nur aus, weil sie auf diese Weise ihre Machtbedürfnisse befriedigen. Sie nehmen viel dafür in Kauf. Und das ist oft das Problem bei spirituellen Aspiranten: Warum sollte ich mir das antun? Dann ist es manchmal so, dass die Politiker weiter dran bleiben, die so etwas aushalten, mehr für Machtbedürfnis, und dass manchmal die Politiker, die ursprünglich in die Politik gegangen sind, um etwas Gutes zu tun, sich fragen, warum soll ich mir das antun. Glücklicherweise gibt es aber auch heute eine Reihe von Politikern, die diesen Anfangsoptimismus, den sie anfangs in die Politik gebracht haben, auch heute noch haben und halt lernen müssen, das Spiel der Politik zu spielen.

Jetzt im Beruflichen gilt bei all dem aber Sattwa. Und dazu gehört insbesondere die Ethik. Also wenn man einen Beruf hat, wo man viel betrügen muss, dann sollte man den Beruf wechseln. Wenn man einen Beruf hat, der bedingt, dass man andere bewusst schädigt oder auch größere Schädigungen in einem Übermaß an der Umwelt oder andere Lebewesen in Kauf nehmen muss, dann müssen wir auch den Beruf wechseln.

Ich erzähle da gern ein Beispiel: In einer der 2-Jahres-Ausbildungen, die ich ganz am Anfang gegeben habe, gab es einen Teilnehmer, der war Metzgermeister. Und der hat relativ bald gemerkt, er kann nicht weiter töten. Und er kann auch nicht weiter töten lassen. Das geht nicht. Und das war auch für ihn beruflich richtig schwierig. Er hatte nur einen Hauptschulabschluss und ansonsten war er Metzgermeister. Und als solcher hatte er einen guten Beruf, ein gutes Ansehen, und auch gut verdient. Aber was kann ein Metzgermeister sonst machen. Gut, er wurde dann arbeitslos und hat eine Umschulung bekommen. Damals, vor 15, 16 Jahren, wurde man grundsätzlich in Internet-Designer oder Netzwerk-Administrator umgeschult und eine ganze Weile ist er arbeitslos geblieben. Aber die Geschichte hat ein Happy End, er hat dann wieder einen guten Job gefunden, tatsächlich als Netzwerk-Administrator, hat sich danach auch wieder selbständig gemacht und dann auch wieder gut verdient. Aber erst mal musste er bereit sein, Einbussen hinzunehmen.

Es gibt manche Berufe, die kann man als spiritueller Aspirant meines Erachtens nicht ausführen.

Es gibt andere Berufe, die kann man als spiritueller Aspirant anders ausführen.

Ich kannte z.B. einen Rechtsanwalt, der auch sehr spirituell war. Er hat gesagt, er nimmt keinen Fall an, wo er nicht von der Unschuld seines Klienten überzeugt ist. Und das macht er schon seit vielen Jahren und deshalb gewinnt er relativ gut vor Gericht. Das hat sich nämlich herumgesprochen. Die Richter wissen, dieser Anwalt, wenn der kommt, der hat hohe ethische Ideale, wenn er einen Fall übernimmt – man weiß zwar nicht, ob sein Klient ihn betrügt, das kann ja auch sein – aber die Richter sind sehr viel mehr geneigt, ihm zu glauben, als einem anderen, wo man annimmt, der versucht einfach nur Rechtsverdreher zu sein. Und so war er sehr nachgefragt und hat auch gut verdient. Aber er sagt, manchmal muss er auch Dinge ablehnen.

 

Und genauso gibt es dann andere Anwälte, die sagen, so einfach ist das nicht. Ich kenne ja meine Klienten nicht und deshalb sind sie einfach nur Vertragsanwälte und nicht Prozessanwälte in Strafrechtsgebieten. Also, man muss sich dann entscheiden, auf welchem Gebiet man aktiv werden will.

Oder wenn manVerkäufer ist, dann wird man vielleicht nur das verkaufen, von dem man mindestens zu Drei Viertel überzeugt ist. Und auch das spricht sich herum. Eine Weile wird man dort mal Einbussen haben. Langfristig: Ehrlich währt am längsten. Gerade hier im Beruflichen ist das wichtig.

Aber den perfekten Beruf gibt es letztlich auch nicht.

Eine Krankenschwester tut viel Gutes. Andererseits hat die Schulmedizin auch ihre problematischen Seiten. Ob man deshalb gleich den Beruf wechseln muss, muss man überlegen. Also, meiner Ansicht nach, als Krankenschwester sicher ein Beruf, wo man sehr viel Gutes tun kann. Auch wenn die heutigen Arbeitsbedingungen nicht so sind, wie man sie gerne hätte. Ich habe große Hochachtung vor den Pflegern, Krankenschwestern und Ärzten.

Und noch ein Ratschlag auf beruflicher Ebene oder noch zwei.

Das eine ist: Wenn ihr in einem gewinnzielorientierten Unternehmen seid, dann müsst ihr auch die Spiele mitspielen. Und ein Spiel in einem gewinnzielorientierten Unternehmen nennt sich auch: Tue Gutes und sprich darüber. Und in meiner Erfahrung unter spirituellen Aspiranten wird das oft vergessen. Sie machen überstunden, helfen den Kollegen, setzen sich für die Firma ein, aber aus Bescheidenheit denken sie, das lassen sie keinen wissen. Und nachher beschweren sie sich, dass es so ungerecht in ihrer Firma zugeht. Wenn man nicht aufsteigen will, ist es ja ok, wenn man so handelt. Aber ich meine, es ist auch gut, aufzusteigen.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Der spirituelle Weg lehrt im Hier und Jetzt zu sein

Eine Aufgabe auf Vicharana ist, sich selbst anzunehmen, wie wir sind, lernen, mit uns selbst umzugehen. Zu wissen, die Erleuchtung kommt vermutlich nicht an einem Tag und es wird nicht so sein, dass wir ein paar Jahre nur durchhalten müssen und dann eines Tages aufwachen, alle Probleme sind verschwunden und bis dahin nehmen wir alles andere in Kauf. Deshalb heißt es ja auch: Der Weg ist das Ziel. Auch wenn ich vorgestern gesagt habe, dass ich nicht so 100% mit dieser Aussage einher gehe. Aber auf einer anderen Ebene stimmt es. Wir sollten nicht alles in Kauf nehmen mit der Hoffnung, dass vielleicht in ein paar Jahren oder in einer Zukunft plötzlich auf zuwachen und alle Probleme sind verschwunden. Sondern auf dem spirituellen Weg auch lernen, ihn jetzt auch zu genießen, lernen, auch jetzt ein schönes Leben zu haben, ohne das Ziel aus den Augen zu verlieren.

 

Auch wenn es ab und zu mal gilt, mal auch etwas Unangenehmes zu machen. Auch mal morgens früher aufzustehen, auch wenn man keine Lust dazu hat. Auch mal sich selbst zu beherrschen, in vielerlei Hinsicht.

Zu diesem Aspekt der Selbstannahme und eines glücklichen Lebens eines spirituellen Aspiranten, nicht nur in der Zukunft, sondern auch heute, gehört auch das sattwige Leben der verschiedenen Bedürfnisse.

Ich hatte diesbezüglich gestern über einige Bedürfnisse von Kama, Sinnesbefriedigung und Befriedigung von emotionalen Bedürfnissen gesprochen.

Ich will als Beispiel auch noch auf Artha eingehen, Wunsch nach Reichtum, Wohlstand, finanzieller Absicherung oder auch  Ruhm und Macht. Solche Wünsche zu haben, gehört auch zu den Purusharthas. Diese vier nennen sich Purushartas, die Bestrebungen des Menschen. Eigentlich die Bestrebungen, die es wert sind, verfolgt zu werden.

Vielleicht noch als Zwischenschritt: Ich hatte gestern etwas davon gesprochen, dass das wie eine Art Reihenfolge ist. Dass in der ersten Inkarnation Kama überwiegt, in der nächsten Artha, in der nächsten Dharma und schließlich Moksha. Einerseits stimmt das. Auf der anderen Ebene dürfen wir es nicht so starr sehen und nehmen. Im gleichen Menschen kann man die eine und die andere Kategorie sehen, und mal kann die eine bei einem Menschen wichtiger sein und mal die andere.

Und auch als spiritueller Aspirant, wo Moksha eine große Rolle spielt, hat man Bedürfnisse auf allen Ebenen. Bei einigen Aspiranten ist Moksha zwar da, aber gleichzeitig auch eine der anderen Ebenen stark ausgeprägt. Einige Aspiranten haben außer Moksha mehr Bedürfnisse auf der Kama-Ebene. Sie sind nicht daran interessiert, reich zu werden und die Welt zu verbessern, nicht unbedingt so ihr Ding, sondern sie wollen ein einfaches, angenehmes, gemütliches Leben haben, aber auch zur Selbstverwirklichung kommen.

Und andere gibt es, die wollen die Selbstverwirklichung. Auf der anderen Ebene haben sie aber durchaus auch einen starken Ehrgeiz, also die Artha-Ebene ist stark.

Gut, und dann bei vielen ist tatsächlich außer Moksha Dharma besonders stark. Es ist auch wichtig zu schauen, auf welcher Ebene ist mein Bedürfnis besonders stark. Wenn es irgendwo nicht besonders stark ist, brauchen wir auf dieser Ebene auch nicht besonders viel zu tun.

Also, angenommen, auf der Artha-Ebene ist ein starker Ehrgeiz da. Da spricht auch nichts dagegen, diesem Ehrgeiz nachzugeben. Wenn man nämlich diesem Ehrgeiz im Beruflichen keinen Ausdruck gibt, dann manifestiert er sich oft dann im Spirituellen. Und dann will man vor anderen prahlen, wie viel Pranayama man macht, und wie großartig man die Bhagavad Gita auswendig gelernt hat, und wie viel Tage man gefastet hat. Also wenn man ein gewisses Bedürfnis nach Anerkennung hat, dann sollte das am besten im Beruflichen befriedigt werden und nicht in den spirituellen Praktiken.

 

Jetzt gilt es auch, diese Bedürfnisse auf sattwige Weise zu befriedigen, und im Beruf heißt das, auf ethische Weise.

Tamasige Befriedigung von beruflichem Ehrgeiz würde heißen, über Leichen zu gehen und nach mir die Sintflut, Hauptsache ich komme hoch.

Rajasig ist auch eine gewisse Rücksichtslosigkeit, wo es einem nur um einen selbst geht, aber es ist wenigstens nicht zerstörerisch wie das Tamasige.

Tamasig ist auch noch etwas anderes: Man bemüht sich auf alle mögliche Weise, aber man ist gänzlich ungeschickt. Also auch das ist eine Manifestation, auf tamasige Weise seinen beruflichen Ehrgeiz befriedigen zu wollen.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Schattenseiten anschauen können

Ich kann mich noch erinnern, ich hatte mal eine Teilnehmerin, die die YogalehrerAusbildung gemacht hatte und dann bei einem Weiterbildungsseminar ihr Leid geklagt hat von ihren Kindern, die ihr Zimmer nicht aufräumen würden, alles Chaos. So viel Energie würde dort drauf gehen. Morgens würde sie zwar ihre spirituelle Praktiken machen und dann würde sie zur Arbeit gehen, und das sei auch alles OK, aber mit den Kindern… Dann habe ich ein bisschen mit ihr gesprochen und da hat sich herausgestellt, sie war so jemand, die da einen Schatten hatte. Bei ihrem Arbeitsplatz war sie die Vorgesetzte, so konnte sie ihre Vorstellung von Ordnung auch durchsetzen. Aber bei den Kindern hat das nicht so geklappt.

Da habe ich ihr geraten, sie sollte nach Hause gehen, in ihr Schlafzimmer, alle Schubladen ausräumen, gleichmäßig um ihr Bett verteilen und außerdem sollte sie bei ihrer Yogapraxis eine Asana bewusst falsch machen. Natürlich nicht so, dass es schädlich ist. Man kann ja z.B. im Schulterstand die Beine ein bisschen auseinander haben oder in der Entspannung den Kopf leicht schief und den einen Arm so und den anderen so…Natürlich nicht in der Vorwärtsbeuge ein Rundkreuz machen, nichts, was schädlich ist. Und einmal die Woche soll sie die Asanas bewusst ganz falsch machen.Und sie hat das auch gemacht. Viele Menschen setzen ja die Ratschläge, die man gibt, nicht um. Aber sie hat es ausprobiert. Beim nächsten Weiterbildungsseminar hat sie mir erzählt, der Ratschlag habe Wunder gewirkt. Zum einen bei den Kindern. Als die Kinder gesehen haben, Mami hat in ihrem Schlafzimmer so unaufgeräumt – die haben sofort ihr eigenes Zimmer aufgeräumt. Es hat Wunder für sie selbst bewirkt. Sie hat nämlich eine kreative Ader in sich entwickelt. Und es hat Wunder bei ihrem Job bewirkt. Sie hat die eigentlich lang fällige Beförderung bekommen. Sie hatte gemeint, ihre ganz disziplinierte Art würde am Arbeitsplatz gut ankommen aber irgend jemand mag sie nicht, deshalb wird sie nicht befördert. Aber die zwei Ebenen höher hatten gesagt, das ist zwar nett, aber das kann man Menschen eigentlich nicht zumuten, so einen Kontrollierfreak. Und nachdem sie dort auch ein bisschen entspannt hatte, hat sie dann sofort ihre Beförderung bekommen – von ihrer fachlichen Fähigkeit war sie gut – aber irgendwie hatte man vorher gedacht, wenn sie dann andere Teamleiter hat, die unter ihr arbeiten sollen, das wird nicht gut gehen, denn die wollen ja auch ihre Freiheiten haben.

 

Also das als Beispiel für einen unterdrückten Schatten – und wie man durch Integration seines Schattens Gelassenheit entwickeln kann.

Übrigens, wenn ihr jetzt ordentliche Menschen seid und es Euch nicht stört, wenn Euer Nachbar oder Arbeitskollege alles ordentlich hat – so lange es Euch nicht selbst behindert – dann habt ihr dort keine Schattenseite, dann braucht ihr jetzt auch nicht Euren Schreibtisch aufzuräumen. Aber wenn jemand etwas tut, was nicht wirklich ethisch verwerflich ist, und Euch sehr stört, habt ihr vielleicht irgendeine Schattenseite, mit der ihr Euch eventuell mal beschäftigen könnt. Auch, wenn ihr ein Chaotiker seid, aber Euer Arbeitskollege nervt Euch vielleicht, weil er alles so Etepetete hat – könnt ihr vielleicht auch mal eher Ordnung schaffen, statt sich zu bekämpfen.

– Fortsetzung folgt –

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Wunsch nach Befreiung und Geduld

Dann gilt es auch, Shatsampat, die Tugenden von Gleichmut und geistiger Stärke, und den Wunsch nach Befreiung, Erleuchtung, spirituellem Wachstum zu kultivieren.

Bei all dem gibt es viele Paradoxien auf dem spirituellenWeg.

Zum Einen ist es durchaus wichtig, sich der Dringlichkeit der spirituellen Entwicklung bewusst zu machen. Wir wissen nicht, ob wir heute Nachmittag noch leben. Als Beispiel. So sollte man sein Leben auch so leben, dass man es nicht bedauern würde, wenn man den morgigen Tag nicht mehr erlebt. Zum Anderen sollte man sein Leben aber auch so leben, dass wir es auch nicht bedauern würden, wenn wir jetzt noch hundert Jahre leben würden. Wenn wir so leben, haben wir ein erfülltes Leben gelebt. Wer nur so in den Tag hinein lebt, dann werden wir vielleicht in 50 Jahren einiges bedauern. Und wenn wir nur langfristig planen und dann morgen entweder nicht mehr leben oder nicht mehr so leben können, wie wir es gewünscht hätten, dann würden wir vielleicht auch Einiges bedauern. So gilt es, beidem Rechnung zu tragen: Es gilt, eilig zu sein, aber auch geduldig zu sein.

Es ist wichtig, Mumukshutwa zu entwickeln, aber es ist auch wichtig, gleichzeitig Geduld zu entwickeln.

Und hier möchte ich gerade den Enthusiasten unter Euch auch sagen, gerade am Anfang: Es gibt einige Dinge, die gehen auf dem spirituellen Weg schnell. Es gibt sicher einige, die vorher Probleme hatten, die fast abfallen, wenn man beginnt auf dem spirituellen Weg. Es gibt erstaunlich viel Menschen, die dann ohne Schwierigkeiten mit Rauchen aufhören können. Es gibt erstaunlich viele, die ohne Schwierigkeiten ihre Ernährung umstellen. Es gibt erstaunlich viele, die andere destruktive Gewohnheiten plötzlich los werden. Es gibt einige, die plötzlich mehr Energie haben für so viele gute Dinge im Alltag tun. Einiges geht schnell.

und einiges geht nicht so schnell. Yogis würden sagen, das was wir an Problemen nur in diesem Leben angeschafft haben, das geht vielleicht schnell. Das, was wir uns in früheren Leben angeschafft haben – oder vielleicht auch in diesem Leben, was etwas tiefer geht – das dauert länger.

Und so ist auch eine Aufgabe auf Vicharana, sich auch anzunehmen mit seinen Schwächen, und mit seinen eigenen Marotten. Vielleicht auch mit seinen Schattenseiten. Ihr werdet wahrscheinlich alle schon gehört haben von dem Konzept des Schattens, und wie wichtig es ist, den Schatten zu integrieren. Diese Aussagen stammen ja von C.G. Jung, und C.G. Jung hat da eigentlich zwei verschiedene Schattenseiten unterschieden, zumindest in seinen späteren Schriften.

Zum einen gibt es Schattenseiten, die wir nicht leben in uns, die wir aber eigentlich leben könnten, die wir aber nicht leben, weil wir Angst davor haben und wo es gut wäre, wenn wir sie leben würden. Machen wir es konkreter: Also, angenommen, ihr seid ein sehr ordentlicher Mensch, und Euch nervt es furchtbar, wenn Eure Arbeitskollegen auf ihrem Schreibtisch Chaos haben. Das kann auf eine Schattenseite hinweisen: ihr würdet eigentlich auch gern ein bisschen Chaos zulassen und leben, aber ihr habt Angst, wenn ihr das zulasst, dann überkommt es euch und alles wird ganz furchtbar. Oft kommen einem die Schattenseiten auch über die Kinder entgegen. Oft leben die Kinder die Schattenseiten, die man nicht leben will. Dort würde man raten, das wäre etwas, was man leben sollte. Man braucht keine Angst davor zu haben.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.