Doppelbewusstsein eines Meisters/in

Padarthabhavani

Das Doppelbewusstsein von Asamshakti kippt etwas. Das heißt, der Meister/die Meisterin ist sich hauptsächlich der Einheit bewusst und nur viel weniger dieses Körpers bewusst.

In Asamshakti wird ein Mensch sich ganz normal verhalten können, wird auch Entscheidungen treffen können usw.

Bei Padarthabhavani heißt es, dass der Mensch von sich aus selbst keine Initiative mehr ergreift. Wenn man ihn um etwas bittet, wird er es machen. Wenn man ihn um nichts bittet, wird er nichts machen. Wenn man ihm nichts zu essen gibt, wird er nicht essen. Wenn man ihm etwas zu essen gibt, wird er essen.

Bevor ihr jetzt alle Angst davor habt, dann mache ich kein Yoga mehr.

Im Normalfall geschieht Padarthabhavani gegen Ende des Lebens und dauert nur ganz kurz.

Auf eine weniger spirituelle Weise haben das ja auch viele alte Menschen. Zwar nicht im Sinne der unendlichen Wirklichkeit, aber irgendwann, wenn das Karma weitestgehend aufgebraucht ist, haben sie keine Wünsche mehr, irgendetwas in der Welt zu bewirken oder etwas zu tun.

Also, Padarthabhavani, gegen Ende des Lebens.

Dann folgt Turiya.

Karma ist praktisch ganz aufgebraucht und das Bewusstsein bleibt nur noch im Unendlichen, und nach ein paar Sekunden, Minuten, maximal 3 Wochen, ohne dass der Körper sich bewegt oder der Mensch noch mal zurück kommt zum normalen Bewusstsein, stirbt dann auch irgendwann.

Und Turiya mündet dann in Mahasamadhi, den großen Samadhi. Ursprünglich ein Ausdruck für Selbstverwirklichte Meister. Heutzutage wird oft bei allen Yogameistern, egal ob selbstverwirklicht oder nicht, statt Tod gesagt, er hat Mahasamadhi erreicht.

Wir sind jetzt die letzten Stufen etwas schnell durchgesprungen, aber ihr werdet später mehr darüber hören und besonders könnt ihr viel praktizieren bis dahin. Ich habe mich aber bewusst entschieden, mich auf die ersten beiden Stufen zu konzentrieren. Ich wünsche Euch in diesem Sinne alles, alles Gute auf Eurem spirituellen Weg.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

ENDE

Ein Herz wie Butter (vegan)

Ein Herz wie Butter haben – was heißt das? Butter schmilzt, wenn es warm wird. Ein Herz wie Butter haben, das heißt, dass dein Herz für andere hinschmilzt. Und was hat das zu bedeuten? Ich glaube, du musst das selbst mal erfahren – und vermutlich hast du das schon erfahren: Wenn du jemanden siehst der Hilfe braucht, spürst du etwas im Herzen. Du spürst, dass dein Herz schmilzt wie Butter. Dein Herz wird weich. Wenn du siehst, dass jemand anderes leidet und du viel Mitgefühl hast, dann schmilzt dein Herz wie Butter.

Ein Herz wie Butter haben – ist das überhaupt wünschenswert?

Du magst fragen: Wozu soll das gut sein, ein Herz wie Butter haben? Auf der einen Seite mag man sagen: Ein butterweiches Herz macht einen schwach. Wenn dein Herz bei jedem Leid, das du siehst, schmilzt wie Butter, wie kannst du handeln? Manchmal muss man das richtige tun – ein butterweiches Herz ist da nicht hilfreich. Andererseits: wer ein Herz wie Butter hat, der ist voller Liebe. Und wo Liebe ist, da ist auch Freude. Und was den Menschen besonders auszeichnet, ist die Liebe, ist Mitgefühl, ist tätige Nächstenliebe.

Müssen alle ein Herz wie Butter haben?

Das schöne am Menschen ist: es gibt viele verschiedene Menschen – und es ist gut, dass Menschen so verschieden sind. Es ist gut, dass es Menschen gibt, die ein Herz wie Butter haben: Diese trösten die Verzweifelten, lassen alles stehen und liegen wenn jemand in Not ist. Und es ist auch gut, dass es manche gibt, die eher ein Herz wie Stein haben: Diese tun das was nötig ist, ohne sich von kurzfristigen Emotionen beunruhigen zu lassen. Die meisten Menschen haben eine Mischung: Mal spüren sie ihr Herz dahinschmelzen wie Butter. Mal können sie konsequent das tun, was gerade erforderlich ist. Übrigens: Menschen, deren Herz eben nicht weich wie Butter ist, sondern hart wie Stein, werden manchmal auch als Psychopathen bezeichnet. Die meisten Psychopathen in diesem Sinne werden nicht kriminell: Ihnen gelingt es aber, sich von Kritik, von Mitgefühl und Einfühlungsvermögen zu befreien. Eigentlich stimmt das nicht: Sie sind, ob sie es wollen oder nicht, unfähig, mehr als ein geringes Einfühlungsvermögen zu zeigen.

Wie kannst du dein Herz weich wie Butter machen?

Willst du dein Herz weicher machen? Willst du ein Herz wie Butter bekommen? Ist das möglich? Ja, das ist durchaus möglich. Es gibt verschiedene Möglichkeiten:

  • Spüre jeden Tag in dein Herz hinein. Lerne, dein Herz zu spüren
  • Wenn du andere Menschen siehst, spüre sie mit deinem Herzen, spüre sie von deine, Herzen her. Vielleicht spürst du dann dein Herz schmelzen wie Butter
  • Auch Bäume kannst du vom Herzen her spüren, Zimmerpflanzen, Vögel
  • Im Yoga sind insbesondere Rückbeugen, wie Kobra, Fisch, Halbmond geeignet, das Herz zu öffnen, das Herz weich wie Butter zu machen
  • Es gibt Herzenslieder, die das Herz weich wie Butter machen, viele Mantras gehören dazu
  • Anderen zu helfen, bewusst zu spüren, was der andere braucht, mitzufühlen – das ist sehr effektiv, sein Herz weich zu bekommen wie Butter

Ein butterweiches Herz verhärten – geht das?

Vielleicht hast du ein Herz wie Butter – aber du fühlst, es lässt dich zu sehr zerfließen. Du möchtest gerne dein butterweiches Herz etwas härter werden lassen. Geht das? Zunächst mal: Willst du das überhaupt? Wenn du das willst, dann geht es auch. Die einfachste Methode wäre Achtsamkeit bzw. die Achtsamkeitsmeditation. Lerne dir bewusst zu machen, dass da ein Gefühl im Herzen ist. Nicht du bist butterweich, sondern du spürst ein Gefühl des butterweichen Herzens. Werde dir bewusst: Ich bin separat, getrennt von diesem Gefühl. Ich bin Beobachter. So kannst du lernen zu fluktuieren: Mal wird dein Herz weich wie Butter – mal etwas härter, oder eigentlich: Du kannst dein Herz weich wie Butter behalten – allerdings kannst du dich mal mehr, mal weniger identifizieren.

So, nach dieser langen Vorrede geht es jetzt an die Fortsetzung der Mitschrift aus einem Seminar mit Sukadev Bretz bei Yoga Vidya Bad Meinberg:

Asamshakti heißt wörtlich „von nichts berührt“, ich muss allerdings zugeben, so ganz mag ich die Übersetzung nicht. Das klingt so wie ein Felsbrocken oder so etwas. Swami Sivananda sagt im Gegenteil, ein Meister hat ein Herz wie Butter (vegan), es schmilzt beim Leiden anderer. Aber man ist nicht persönlich berührt von persönlichem Erfolg und Misserfolg, sondern mehr verbunden mit dem Höchsten.

Und hier wird erreicht Nirvikalpa Samadhi.

Nirvikalpa Samadhi, überbewusster Zustand ohne Dualität. Eigentlich hier hat man die Selbstverwirklichung erreicht. Die vollkommene Einheit mit allem. Man ist erwacht, könnte man sagen. So ähnlich, wie wenn man träumt und während man träumt, fragt man sich, ob man träumt, gibt es eine höhere Wirklichkeit in der Traumwelt. Das habe ich so ab und zu mal, wo ich dann überlege, träume ich jetzt oder bin ich wach. Ich kann mich an ein paar Träume erinnern, wo ich dann zu dem Schluß kam, ich muss wach sein, da habe ich jetzt plötzlich wieder eine ganz andere Flexibilität in den Asanas, woran ich mich eigentlich nicht erinnere. Aber erst wenn wir aufwachen, sind wir aufgewacht. So können wir aus dieser Wachwelt aufwachen, und dann sind wir in Nirvikalpa Samadhi.

Danach hat man das Doppelbewusstsein, d.h., wenn man aus der Meditation heraus kommt, sieht man die Welt wie andere auch, aber man hat gleichzeitig auch das Bewusstsein der Einheit hinter allem. Das ist so ähnlich auch, angenommen, wir würden mit 15 Jahren alle eine Binde vor die Augen bekommen. Und dann nach 10 Jahren würde die Binde weggenommen. Dann können wir zum Einen sehen, wie die anderen sehen. Wir können aber auch noch hören, wie die anderen hören, die blind sind. Wir können auch wieder die Augen schließen und die Erfahrung machen, die Blinde machen. Aber wir können auch die Binde wieder wegnehmen und wieder sehen.

So ähnlich, jemand der in Nirvikalpa Samadhi ist, kann die Welt so sehen wie andere auch, aber kann auch die Einheit jederzeit wieder wahrnehmen.

Auch hier wird zu einem späteren Zeitpunkt in der Yogalehrerausbildung mehr darüber gesprochen über den sogenannten Jivanmukta, lebendig Befreite. Manche führen ihr ganz normales Leben, so dass niemand merkt, dass sie befreit sind, außer, dass sie besonders viel Freude ausstrahlen, besonders liebevolle Menschen sind, kann Euer Nachbar, Postbote sein, die können verwirklicht sein, ohne dass es jemand merkt und ohne dass sie die Sanskritfachausdrücke kennen. Es gibt andere, die werden dann Lehrer und große Meister/Meisterinnen, entweder im kleinen Stil mit einigen Schülern oder im großen Stil mit mehr Schülern. Und manche ziehen sich auch zurück und meditieren in Einsamkeit. Die Mehrheit gehört zur Kategorie eins, d.h., sie führen ihr normales Leben weiter und es wird eigentlich von niemandem so richtig bemerkt. Es ist nicht in ihrem Karma, dass sie dort besonders lehren.

Dann folgt als nächstes Padarthabhavani – Doppelbewusstsein

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

 

Die Wunder von Swami Sivananda

Es gibt Hunderte von Briefen von, an und über Swami Sivananda, wo Menschen schildern, welche Wunder ihnen geschehen sind. Einige davon wurde gesammelt und als Buch „Miracles of Sivananda“ herausgegeben, wo einige Erfahrungsberichte geschrieben wurden. Einer, den ich kenne, war aus Südafrika. Eine Frau, bei ihr wurde Krebs diagnostiziert und sie sollte operiert werden. Ihr Mann hat einen Brief an Swami Sivananda geschickt, und einen Tag vor der Operation hatten beide eine Vision von Swami Sivananda, als ob Licht durch den Körper ging, und eine Stimme: Lasse dich nicht operieren. Am nächsten Tag haben sie darauf bestanden, dass noch mal Untersuchungen gemacht wurden statt die OP und der Tumor war vollständig verschwunden. Und zwei Wochen später kam dann ein Brief von Swami Sivananda – vielleicht sogar ncoh länger, da die Post recht lange dauerte damals – und darin hieß es, ich habe Om Tryambakam gebetet für deine Frau. Das Datum des Briefs war genau, wo die beiden die Erscheinung hatten. So gibt es Hunderte von Briefen von Schülern von Swami Sivananda, die Ähnliches erlebt haben.

Ich habe auch eine Frau gekannt, die ist hierher in den Ashram gekommen, und vor dem Bild von Swami Sivananda gestanden und hat gefragt: Wer ist dieser Mann? Und ich habe gesagt, ja, Swami Sivananda, der Lehrer meines Meisters, die inspirierende Kraft hinter diesem Ashram. Ja, der sei ihr vor 20 Jahren erschienen und seitdem würde er ihr regelmäßig erscheinen und immer wenn es irgendwie schwierig wird, vor wichtigen Entscheidungen, dort würde er ihr Kraft geben, dass sie dann zu Entscheidungen kommen kann. Nicht jeder Schüler von Swami Sivananda hat solche Erfahrungen, aber solche Erfahrungen gibt es. Aber wenn man ihn gefragt hat, hast Du etwas gemacht, dann hat er immer gesagt, ich habe zu Gott gebetet und was geschehen ist, hat Gott gemacht und dein Glaube.

Es gibt noch einen Unterschied zwischen einem Meister und einem Avatar. Darüber werden die Teilnehmer der Ausbildung später auch noch mal mehr hören. Ein Avatar ist eine Herabkunft Gottes, ein Sohn Gottes. Der darf auch Siddhis frei nutzen. Nur ein Meister wird das typischerweise nicht tun. Denn wenn er es zu viel tut, verbraucht er zum Einen sein Prana, und zum anderen identifiziert er sich wieder und außerdem denkt er, ich muss den Gang der Weltgeschichte ändern, denn so wie sie ist, ist es nicht OK, das ist Anmaßung, und da man mit Anmaßung nicht zur Verwirklichung kommt, kommt man wieder herunter und muss wieder Bescheidenheit lernen.

Wenn man auch hier wieder nicht denkt, man hat es erreicht, sondern weiter praktiziert, wenn man hier seine Siddhis nicht missbraucht, dann kommt man zu

– Fortsetzung folgt –

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Erlangung von Reinheit

Dann folgt Sattwapatti, das Erlangen der Reinheit.

Insbesondere erreicht man in der Meditation den Savikalpa Samadhi Zustand. Das ist Überbewusstsein mit Dualität.

Dhyana ist eigentlich schon ein Zustand von ausgedehntem Bewusstsein. Aber in Dhyana kann man noch hören, man kann sehen, man kann fühlen, also die Sinne sind noch da, ist zwar alles mit Wonne und Konzentration und Bewusstseinserweiterung verbunden, aber es ist etwas Konkretes, was man dort erfährt.

Bei Savikalpa Samadhi verschmilzt der Meditierende mit dem Objekt der Meditation. Es ist ein Absorbiertsein in der Meditation, mit noch viel größerer Wonne verbunden als in Dhyana, aber es gibt noch eine gewisse Dualität, wo man sagt, Ich erfahre diesen Wonnezustand. Also es gibt noch ein Ich und es gibt den Wonnezustand, man hat zwar eine Verbindung mit dem Unendlichen, aber man hat das Gefühl, es gibt Ich und es gibt das Unendliche, und es gibt die Erfahrung, dass wir Eins sind, aber es ist noch nicht die reine Einheit.

Wenn ihr Euch da jetzt nicht zu viel drunter vorstellen könnt, das macht jetzt nichts. Zum Einen, ihr werdet es dann erfahren, wenn ihr es wirklich erfahrt. Zum anderen gibt es auch Wochenenden, wo wir das mehr behandeln oder im Yoga Sutra, zweite Hälfte erstes Kapitel, oder wo es um die einzelnen Samadhistufen geht, hört ihr noch mehr darüber.

Auf Sattwapati erwachen die so genannten Siddhis. Siddhis sind übernatürliche Kräfte. Eigentlich stimmt der Ausdruck nicht wirklich, denn sie sind nicht übernatürlich, sie sind nur außergewöhnlich.

Große Meister können alles Mögliche manifestieren. Aber nicht jeder, der parapsychologische Fähigkeiten manifestiert, ist deswegen ein Meister. Also es gibt Hellseher, die Dinge erkennen können. Ich bin mal in New York so aus Versehen zu einer Hellseherin hinein geschliddert, einfach mal so aus Neugier. Sie hat meine Hand angeschaut und mir dann erzählt, ich sei seit so und so viel Monaten in New York, und du bist mit einer Freundin so und so lange zusammen, es gibt da den und den, der dort Autoritätsperson ist und der hat dich hierhin geschickt, und hat mir sogar gesagt, wie lange ich noch in New York sein würde. Also Dinge, die sie unmöglich normalerweise hätte wissen können. Ich war da schon ziemlich verblüfft. Nur danach hat sie noch etwas erzählt, sie wollte noch meine Aura reinigen, dazu müsste sie teure Kerzen aufstellen, das würde 500 Dollar kosten. Und da wusste ich, so ganz mit der Erleuchtung war es noch nicht – und als ich raus ging, hat sie auch gleich eine Zigarette angezündet.

Also man kann außergewöhnliche Fähigkeiten oder Kräfte haben, ohne deshalb erleuchtet oder Meister zu sein.

Passt auf. Jemand, der außergewöhnliche Kräfte hat, das heißt nicht, dass er auf Sattwapati ist.

Nur jemand, der auf Sattwapati ist, hat fast notwendigerweise außergewöhnliche Fähigkeiten. Dort gilt es, dass man die Siddhis nicht missbraucht und auch noch nicht einmal bewusst benutzt. Zwar kann ein Meister es gar nicht vermeiden, dass außergewöhnliche Dinge geschehen in seiner Gegenwart, aber er sollte nicht denken, ich habe es selbst gemacht und er sollte nicht sie zur Schau stellen. Wenn sie geschehen, geschehen sie halt.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Spirituelle Flitterwochen

Im Größeren ist Subecha-Vicharana-Tanumanasa eben auch der spirituelle Dreischritt: Sehnsucht erwacht, Subecha – wir praktizieren, Vicharana – und wir finden eine wunderschöne Erfahrung und Geborgenheit, Tanumanasa.

Es gibt etwas, das nennt sich „Spirituelle Flitterwochen“ – mindestens hat der Swami Vishnu das so als spiritual honeymoon bezeichnet. Nicht alle haben das, aber viele. Und der eine oder andere von Euch steckt jetzt vielleicht gerade drin, und andere werden das vielleicht die nächsten Monate irgendwann mal erfahren. Manche kennen das vielleicht von früher – einige sehen jetzt etwas sehnsuchtsvoll aus und wissen, worauf ich mich beziehe. Es gibt Menschen, die relativ zügig, nach dem beginn des spirituellen Weges, manchmal sogar, ohne einen spirituellen Weg bewusst gegangen zu sein, in Tanumanasa hineinfallen. Das heißt, sie fühlen eine große Liebe zu anderen Menschen, zu Gott, zur Natur. Sie fühlen sich erfüllt. Wenn sie sich hinsetzen, kommt diese tiefe innere Befriedigung in der Meditation. Wenn andere sie kritisieren, macht ihnen das wenig aus. Sie haben die innere Intuition, was richtig ist. Sie haben das Gefühl, fast hellsichtig zu sein, weil sie andere Menschen verstehen, und ihnen genau das Richtige sagen können. Stärker oder weniger stark haben Menschen mal eine vorübergehende Tanumanasa-Phase, die spirituellen Flitterwochen.

Und dann ist die irgendwann auch vorbei. Und dann ist es wichtig, dass ihr versteht, dass es vielen Menschen so geht und dass ihr nicht notwendigerweise etwas falsch gemacht haben müsst. Das ist wie eine große Gnadenerfahrung. Ihr habt mal erfahren, wie es sein wird in der Zukunft, wenn ihr mal ausreichend Vicharana gegangen seid. Man kann sagen, Gott oder das Schicksal oder das höhere Selbst hat einem so ein bisschen das Lebensgefühl der Zukunft gezeigt, um einem den Geschmack daran zu zeigen. Und dann ist es eben auch wichtig, dass man auch daran arbeitet, und nicht dann in eine Depression versinkt. Das geschieht auch manchmal, das habe ich schon öfter erlebt. Menschen, die im spirituellen Himmel waren und danach in die Hölle abgesunken sind. Wenn man mal diese Schönheit gekostet hat, dann erscheint einem das andere vielleicht erst mal schal und fad, und man muss wieder lernen, dass es auch ein schönes Lebensgefühl ist, wenn man nicht mehr mit diesem euphorischen Lebensgefühl durch die Welt geht. Und dass der Alltag mit seinen Schwierigkeiten auch seinen Reiz hat. Daran kann und sollte man sich erinnern.

Auf Tanumanasa gibt es eine Gefahr, eigentlich zwei Gefahren.

Die eine Gefahr ist, dass man sich damit identifiziert und sich darauf etwas einbildet. Die zweite Gefahr ist, dass man denkt, man hat das höchste Ziel erreicht.

Tanumanasa ist eigentlich schon ein sehr hohes spirituelles Stadium. Wer dauerhaft auf Tanumanasa verankert ist, ist ein spiritueller Meister, eine Meisterin. Und man kann eben denken, das war’s schon. In der Meditation hat man Visionen, man fühlt sich in der Nähe Gottes. Aber damit ist es nicht getan. Es geht noch weiter. Das ist manchmal das Problem, wenn jemand so von selbst in Tanumanasa hinein schliddert und dann nicht versteht, dass das noch nicht das höchste Ziel ist.

Und die zweite Gefahr ist, man bildet sich etwas darauf ein, dass man besser ist als andere. Es geht einem ja auch besser als anderen. Man ist ein liebevollerer Mensch, ein verständnisvollerer Menschen, und zu meditieren – es ist nicht eine Frage, dass man sich überwinden muss, zu meditieren, sondern es geht alles relativ einfach. Und Menschen in beginnendem Tanumanasa sagen dann, ja, was erzählen die anderen dort alle so. Oder wenn sie dann Lehrer sind, ich bin der Größte.

Also auf Tanumanasa ist die Aufgabe, demütig zu sein, zu wissen, alle sind das unsterbliche Selbst, jetzt momentan mag sich dieses Selbst durch mich hindurch so manifestieren, ich weiß nicht, ob es weiterhin so ist – man kann nämlich da jederzeit wieder runter fallen – und ich weiß nicht, ob der, der jetzt in Schwierigkeiten ist, vielleicht, wenn diese Schwierigkeit überwunden ist, die nächsten Schritte um so schneller macht. Also, demütig dabei sein und weiter praktizieren, sowohl mit Intensität praktizieren, liebevoll mit anderen Menschen umgehen, tolerant sein, mit Verständnis, und Beten um weitere Entwicklung.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Intuitives spontanes Handeln der Meister

Das nächste auf Tanumanasa: Die Intuition wird stark und zum wichtigsten Entscheidungsmittel. Natürlich jeder Mensch hat auch Intuition, und eine ganze Menge von Entscheidungen werden durch Intuition getroffen, nicht nur von spirituellen Aspiranten sondern auch von solchen, die auf den Begriff Spiritualität allergische Reaktionen haben, auch sie können durchaus Menschen sein, die eine gute Intuition haben. Aber auf vorigen Stufen kann die Intuition einen in die richtige Richtung führen, sie kann einen aber auch die falsche Richtung führen. So dass eigentlich gerade auf Vicharana Intuition auch immer gekoppelt sein muss mit Viveka, konkretes Unterscheidungsvermögen, wie ich es ja schon im Lauf des Wochenendes mehrmals so gesagt habe.

Wenn man plötzlich wie eine Art Berufungserlebnis hatte, muss man sich anschließend fragen, wie genau soll sich das ausdrücken. Wenn man das Gefühl hat, genau das und das sollte ich tun, muss man auch noch mal hinterfragen. Sowohl, war es wirklich meine Intuition oder vielleicht nur ein Wunsch, den der hatte, mit dem ich gerade gesprochen habe und der hat vielleicht Prana und seine Gedanken in mich hinein gebracht und jetzt denke ich, ich habe den Wunsch. Oder es ist eine uralte Sehnsucht, die hoffnungslos veraltet und überholt ist, ist aber jetzt, weil sich die darüber liegenden Spannungen geöffnet haben, ob sie jetzt noch mal an die Oberfläche meines Geistes. Also, die Viveka müssen wir damit verbinden.

Aber in Tanumanasa übernimmt die Intuition die Hauptfunktion. Das weiß man von vielen Geschichten von großen Meistern. Sie handeln unvorhersehbar, spontan, sie handeln aus der Intuition heraus.

Und schließlich auch: Man mag das Gute. Ich hatte heute morgen gesprochen über das Angenehme und das Gute. Und manchmal wissen wir, was gut für uns ist, z.B. die Menge an Zucker-Fett-Gemischen zu reduzieren und wir mögen aber trotzdem die Menge erhöhen. Und dann kommt es darauf an, wie wir uns entscheiden. Das ist jetzt einfach ein banales Beispiel. Man nimmt sich vielleicht auch vor, beim nächsten Mal will man als Verkäufer, wenn man kurz vor dem Abschluss steht, nicht zu lügen und notfalls auf die Provision zu verzichten und dann steht man kurz davor und man weiß, jetzt müsste man noch eine kleine Übertreibung oder falsche Behauptung machen und schon hat die Familie 100 Euro mehr für den nächsten Familienurlaub.

Also auf Tanumanasa, wenn man dort verankert, dort hat man praktisch keine Wahl mehr. Gegen Ethik dort zu verstoßen, würde gegen jedes Gefühl, auch gegen jedes Mögen, gehen. Das Raga, das Mögen, richtet sich auf das Gute.

In gewissem Masse, diesen Dreischritt von Subecha-Vicharana-Tanumanasa, hat man im Kleinen schon öfters gehabt. Subecha: Nachdenken, Fragen. Vicharana: es umsetzen. Und Tanumanasa: es wird zu unserer zweiten Natur. Vielleicht als Beispiel: Ich habe vorher gesagt, manchen Menschen fällt es leicht, mit Rauchen aufzuhören, wenn sie mit Yoga anfangen, und manchen fällt es schwer und manchen fällt es extrem schwer. Also es gibt Menschen, die sagen, ihre heldenhafteste Tat in diesem Leben war die Überwindung ihrer Nikotinsucht. Es soll ja sogar genetische Prädispositionen geben, was es bei manchen leichter macht, aufzuhören, wenn man mal angefangen hat und manchen eben schwerer macht. Gut, jetzt angenommen, jemandem fällt es schwer, jetzt sagt er, es ist eigentlich nicht das Richtige = Subecha. Dann hört er auf, unter Befolgung aller Ratschläge  aus dem Buch „Endlich Nichtraucher“ – ein Buch, das viele Menschen zu Nichtrauchern gemacht hat – über andere Verhaltenstrainings, vielleicht noch ein paar Akupunkturnadeln setzen, und noch ein paar Nikotinpflaster, ich kenne Leute, die haben alles gemacht, erst haben sie eins nach dem anderen gemacht und als das nicht geholfen hat, alles zusammen, und damit hat es dann geklappt. Und sich zusätzlich eine Mantraweihe geben lassen, damit sie, wenn die Gier wieder kommt, ein Mantra wiederholen können. Also, Vicharana: alles dran setzen. Gut, und irgendwann ist die Sache, mindestens bei der Nikotinsucht, überwunden = Tanumanasa, und schon die Vorstellung an eine Zigarette wirkt Ekel erregend. Es gibt aber manche, und da kann man auch sehen, in Tanumanasa sind wir noch nicht wirklich sicher vor Rückfällen. Ich kenne auch manche, die seit vielen Jahren Yoga üben, seit 20 Jahren keine Zigarette mehr rauchen und sagen, es gäbe immer noch Situationen, wo so der Gedanke auftaucht. Zwar nicht die Gefahr, aber der Gedanke. Scheint es auch zu geben. Trotzdem, selbst vom Mögen her keine große Versuchung.

Und das gilt also bei vielen kleinen Sachen. Kurzfristig gibt es manchmal Dinge, die wir mögen, und die nicht gut für uns sind. Kurzfristig gibt es auch Dinge, die wir nicht mögen und die gut für uns sind. Wenn man aber etwas Gutes über einen längeren Zeitraum gemacht hat und sich dabei auch geschickt verhalten hat im Umgang mit seinem eigenen Geist, wird das langfristig das sein, was man mag und überkehrt das, was man mag und was nicht gut ist, wird man entweder auf eine andere Weise befriedigen können oder man wird etwas ganz anderes finden und es einfach vergessen.

– Fortsetzung folgt –

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Ausdünnung des Geistes, dann wird die Meditation stark

Die nächste Stufe ist Tanumanasa – tanu heißt dünn und manas ist der Geist. Tanumanasa ist ein Ausdünnen des Geistes. Wird man dann verrückt? Es ist natürlich nicht gemeint, dass man dann verrückt wird. Man kann hoch intelligent sein, all seine Fähigkeiten stark weiter entwickelt haben, aber es heißt, der Geist ist durchlässig geworden, wir haben Zugang zu unserem inneren Selbst. Bei Tanumanasa wird der spirituelle Weg nicht nur spannend und erfüllt wie auf Vicharana, nicht nur ein aufregendes Abenteuer, mit Siegen und Niederlagen, sondern in Tanumanasa wird der Weg besonders schön.

Tanumanasa ist charakterisiert, dass man in jeder Meditation regelmäßig den Dhyana-Zustand erreicht. Manche von Euch haben schon die 8 Stufen des Yoga gehört – Yama, Niyama, Asana, Pranayama, Pratyahara, Dharana, Dhyana und Samadhi.

 

Auf die Meditation bezogen heißt

–         Asana: wir können uns hinsetzen.

–         Pranayama: wir können unseren Atem kontrollieren

–         Pratyahara: wir richten unsere Aufmerksamkeit ins Hier und Jetzt oder mehr nach innen

–         Dharana heißt, wir bemühen uns um Konzentration. Und die meisten Menschen schwanken zwischen Asana, Pranayama, Pratyahara und Dharana – was man so anstellt, wenn man sich zur Meditation hinsetzt. Manche arbeiten überhaupt noch an der Sitzhaltung, manche arbeiten mehr am Atem, manche versuchen immer wieder, den Geist zurückzubringen von dem, was sie noch so spüren: der Raum ist zu kalt, zu warm, ich schalte vielleicht die Lüftung wieder an, oder die Leute zu laut oder zu leise oder sonst irgend etwas, und dann bemühen wir uns um Konzentration, Dharana.

–         Dhyana ist, wenn wir in die Meditation hinein fallen und es schön ist. Also ihr sitzt konzentriert ohne Anstrengung. Ganz leicht. Wir werden meditiert, können wir auch sagen. Es sind Glückserfahrungen, vielleicht Lichterfahrungen, vielleicht irgendwelche schönen Klangerfahrungen, oder einfach nur ein Gefühl von Energie, Liebe, Geborgenheit.

Auch auf Vicharana kann man das ab und zu mal spüren, auf Tanumanasa geschieht das regelmäßig.

Auf Tanumanasa wird man auch stark erfüllt von Ananda, Wonne, und Prema, Liebe. Nicht vollständig und dauernd, aber doch stark zwischendurch. Ananda heißt Wonne und Prema heißt Liebe. Wobei man in der Meditation Zugang hat zu dieser inneren Liebe oder die Verbindung hat zum Göttlichen – beides kann man ja als Erfahrung haben – und das erstreckt sich dann auch in den Alltag. Wenn man nur in der Meditation schöne Erfahrungen hat, sowie man die Wohnung verlässt oder die Augen aufmacht, sich über alles Mögliche ärgert, dann war die Meditation zwar schön, aber auf Tanumanasa ist man noch nicht.

– Fortsetzung folgt –

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Meister und Schüler

Wenn der Swami Vishnu uns das erzählt hat, hat er immer gesagt: But I am not self-realized, don’t try it on me. – Ich bin nicht selbstverwirklicht, bitte probiert es nicht an mir. Denn er wusste, westliche Aspiranten würden eine etwaige humorvoll gemeinte Bemerkung eventuell wörtlich nehmen.

Wenn dagegen jemand sagt, ich bin nur ein spiritueller Aspirant auf dem Weg, bin zwar schon länger auf dem Weg und habe einiges gelernt, einiges von meinem Lehrer gelernt und das will ich weiter geben, und dann stellt ihr fest, er ist nicht ganz so vollkommen, er ist auch mal niedergeschlagen, verliert auch mal die Fassung, reagiert auf Kritik nicht ganz so souverän, wie man das erwarten würde. Oder trennt sich gerade von seiner Frau, oder sonst etwas. Dann heißt das nicht, dass er deswegen ein abgrundtief schlechter Mensch wäre und man ihn nicht als Yogalehrer haben könnte.

Aber wenn der Anspruch hoch ist, dann muss auch die Messlatte hoch sein.

Und wenn der Anspruch niedriger ist, dann muss man natürlich auch gucken, das, was er lehrt, wo ist das so, dass er Instrument der Lehre ist und wo färbt er das mit seinen eigenen Unvollkommenheiten. Wo hat er ausreichend Erfahrung, um mich leiten zu können und wo hat er es vielleicht nicht und ich müsste dort selbst nachdenken, passt das für mich, was er da erzählt. Kann ja sein, dass das, was er mir rät, für ihn mal gut war und vielleicht auch für 10 andere, die er mal beraten hat, aber für mich passt es halt nicht. Oder vielleicht versteht er sogar etwas nicht ganz richtig. So müssen wir selbst schauen. Yoga will uns letztlich zur Freiheit führen. Aber nicht zu einer falsch verstandenen Freiheit, wo man einfach macht was man will, sondern zu einer Freiheit von allen Beschränkungen und Identifikationen.

 

  1. Nächstes ist auch noch: Kein essentieller Unterschied zwischen Meister und Schüler.

Also der Meister sagt nicht, ich bin der einzig Auserwählte und ihr seid alle Dummköpfe. Schon Jesus hat seinen Jüngern gesagt: Seid vollkommen, wie Euer Vater im Himmel vollkommen ist. – Wenn der Schüler vollkommen wird, wird er wie sein Meister. Selbst Jesus, Sohn Gottes, hat seinen Schülern gesagt, „werdet wie der Meister“ und da sie ihn als Meister angesehen haben, hat er ihnen eigentlich gesagt, werdet so wie ich. Klingt fast gotteslästerlich, wenn man das so sagt, in der heutigen christlichen Tradition, aber so hat es Jesus gesagt.

Wenn der Meister dagegen sagt, nur er ist der Große, dann seid Vorsichtig.

 

  1. Schüler muss selbst etwas tun

Also wenn ein Meister sagt, ich führe Dich zur Erleuchtung, Du brauchst nichts zu machen, ich mache alles – vielleicht, überschreib mir Dein Geld, das reicht schon aus – das ist meistens indirekt daran gekoppelt – dann stimmt etwas nicht. Zwar ist es so, dass, wenn man die Erleuchtung erfährt, dann fühlt man das als Gnadengeschenk. Und schon Vorerfahrungen. Mir ist noch keiner begegnet, der gesagt hat, ich habe gestern eine ganz tiefe Erleuchtungserfahrung in der Meditation gehabt, die habe ich mir aber richtig hart erarbeitet und verdient. Es wird immer als ein Gnadengeschenk erfahren. Und trotzdem müssen wir etwas tun.

Selbst die evangelischen Christen, die viel Wert darauf legen – und wenn man in Dialog tritt mit evangelischen Pfarrern, wird man oft darauf gestoßen, ihre Hauptkritik ist: Die Yogis glauben, sie können sich die Erleuchtung erarbeiten – Werksgerechtigkeit – währenddessen wir Christen gehen davon aus, Christus ist für uns gestorben und hat unsere Sünden vergeben und sowie wir daran glauben, dann sind wir auch erlöst. Gut, aber da bleibt auch etwas, was man tun muss: Wir müssen daran glauben. Und wie kann man lernen, daran zu glauben, jetzt in protestantischer Spiritualität? Wir müssen lernen, die Schriften zu lesen, in die Kirche zu gehen, zu beten, an den Sakramenten teilzuhaben, und auf diese Weise können wir den Heiligen Geist wirken lassen, der gibt uns dann den Glauben und so kommen wir zur Befreiung. Ist letztlich auch spirituelle Praxis.

Also, wir müssen selbst etwas tun und dann können wir dorthin kommen.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Kriterien eines sattwigen Meisters

Und um Schülern ein paar Richtlinien zu geben, wenn sie überlegen, ist das ein Meister, der authentisch ist, hat schon ein Kommentator von Patanjalis Yoga Sutra im 1.Jh.n.Chr. ein paar Kriterien gegeben, ob man einem Meister folgen kann oder nicht. Scheinbar war das schon vor 2000 Jahren ein Problem.

 

  1. Schriften

Spiritualität gibt es schon seit Jahrtausenden und die Gesetze der Spiritualität sind schon seit Jahrtausenden bekannt, und die Meister beziehen sich daher auf alte Traditionen. Wenn ein Meister sagt, das ist alles unsinnig, was in den Schriften steht, das gilt nur für frühere Zeitalter, als Menschen noch dumm waren, oder ungebildet, oder noch nicht so hoch entwickelt. Aber mir ist Gott selbst erschienen und hat mir die neue Lehre für das neue Zeitalter gegeben. Ein neues Zeitalter ist angebrochen, und ich bin die Erfüllung des Zeitalters. (Natürlich müsste man das jetzt mit mehr Enthusiasmus sagen…) – dann seid vorsichtig. Die genetische Ausstattung des Menschen hat sich seit Jahrtausenden nicht geändert und die Grund-geistige Funktionsweise auch nicht.
Wenn sich jemand auf die Schriften stützt, gut. Was nicht heißt, dass er erzkonservativ sein muss. Die Schriften müssen natürlich für jedes Zeitalter und jede Kultur anders interpretiert werden. Aber die Grunddinge bleiben gleich. Das gilt für die Bhagavad Gita, das gilt auch für die Bibel. Da stehen einige wichtige Dinge drin. Wir wissen heute, einiges was in der Bibel drin steht, ist historisch nicht ganz so passiert. Sogar die einzelnen Evangelisten schreiben dieselben Ereignisse anders. Als Jugendlicher hatte ich einen Religionslehrer, der hat uns die Evangelien miteinander vergleichen lassen, und dasselbe Ereignis war überall ganz anders beschrieben. Ich muss sagen, heute finde ich das gar nicht mehr so geschickt. Zu einem Anhänger des Christentums hat es mich nicht gerade gemacht. Aber, ich habe vielleicht einiges gelernt gegen zu wörtliches Auslegen der Schriften. Der Pfarrer, der uns das gelehrt hat, war ein sehr guter Mensch, und so war er ein Beispiel für die wahre christliche Lehre.

Die Essenz bleibt gleich. Wie es im Alltag umgesetzt wird, ist in verschiedenen Zeitaltern unterschiedlich und darum widersprechen sich die Schriften ja auch ein bisschen. Darum wurde im 1. Jh. n.Chr. schon einiges anders interpretiert und darum hat man eben verschiedene Evangelien daraus gemacht, um nichts ausschließen zu müssen. Vielleicht vom Heiligen Geist dazu inspiriert, um eigentlich Menschen davon abzuhalten, Fanatiker zu werden. Sie haben es zwar nicht immer geschafft, aber das scheint mit jeder Schrift so zu sein.

Und das gilt nicht nur für die Schrift, sondern für die Meister selbst.

Auch Jesus hat ja gesagt: Ich bin nicht gekommen, um die Schriften aufzulösen, auch die Bücher Mose, sondern Christus sagte: Ich bin gekommen, um zu erfüllen.

Und Krishna in der Bhagavad Gita sagt, was ich lehre, lehre ich nicht zum ersten Mal, sondern das habe ich früher schon oft gelehrt.

2. Das zweite sind andere Meister.

Zu jedem Zeitpunkt gab und gibt es verschiedenen Meister und Meisterinnen. Wenn einer sagt, ich bin der Einzige, muss man auch vorsichtig sein. Und dann muss man auch schauen, wie spricht er über andere Meister, u.a. noch lebende Meister. Er mag ein offenes Wort gegen den einen oder anderen Menschheitsverführer auch mal riskieren, aber er wird ein paar nennen können, wo man sagt, ja vor denen hat er hohen Respekt. Wer über alle anderen schimpft außer über sich selbst und solche, die mindestens 100 Jahre tot sind, da muss man vorsichtig sein.

Das Dritte ist die Ethik

Ein Meister, der für sich selbst alles mögliche anders macht und lebt als für andere – er selbst hat ein Riesenhaus, viele Schüler als Bedienstete, die ihm alle seine Wünsche erfüllen und seine Schüler leben einfach und primitiv – stimmt etwas nicht. Und jemand der zu seinen Schülern sehr brutal auch ist, gibt auch solche mit Gewalt – sollte man nicht entschuldigen. Schon jemand, wo es zu viele Geschichten über sexuelle Gespielinnen des Meisters gibt, sollte man auch vorsichtig sein. Zwar stimmt nicht alles, was dort erzählt sind, aber.. Oder wenn der Meister ein größeres Bankkonto in der Schweiz hat…Oder in einem Land, das eigentlich ein Rechtsstaat ist, die Gesetze nicht beachtet werden – in einer Diktatur kann man nicht wirklich gesetzeskonform bleiben, wenn man Gutes tun will – aber wenn man in einer offenen Gesellschaft ist, wenn dort systematisch Gesetzesbrüche vorkommen wie Geldhinterziehung etc., dann muss man auch vorsichtig sein.

Und dann gilt auch: Je höher der Anspruch des Meisters, um so höher die Messlatte, an der er gemessen werden sollte. Also wenn ein Meister sagt, er sei selbstverwirklicht, dann muss man besonders auf die ethische Vollkommenheit achten. Swami Sivananda hat mal humorvoll gesagt: Um einen Meister zu testen, gibt es die SB40 Methode: S heißt Shoe, B heißt Beating und 40 vierzig. Nimm einen alten Schuh und schlage den Meister 40 mal. Wenn er dann immer noch freundlich und segnend ist, dann könnte sein Behauptung wahr sein.

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.

Grade der spirituellen Wege

Sattwige, rajasige und tamasige spirituelle Wege.

Auch wenn es viele Wege nach Rom gibt – wenn man jetzt Rom als Symbol für Erleuchtung bezeichnet – führen nicht alle Wege nach Rom. Mindestens nicht kurzfristig. Langfristig ja, weil wir uns so lange inkarnieren, bis wir die Selbstverwirklichung erreichen; es ist gar nicht möglich, die Selbstverwirklichung nicht zu erreichen. Aber es gibt eben Wege, die dorthin führen und andere nicht.

Und da gibt es sattwige, rajasige und tamasige Wege.

Die tamasigen, das hatte ich schon heute morgen erwähnt, sind zerstörerisch, gewaltsam, fanatisch oder auch selbstzerstörerisch. In unregelmäßigen Abständen, alle paar Jahre, gibt es irgendeine Sekte, die ihre Anhänger zu kollektivem Selbstmord aufrufen. Oder die Kinder missbrauchen. Oder Teufelsanbeterei. Das sind zwar meistens nur maskierter Sado-Masochismus oder Kindermissbrauch in Masken, eigentlich hat das mit Religion wenig zu tun, aber es gibt aber auch echte Sadanismuskulte, die meinen, sich mit einer höheren Kraft zu verbinden.

Und dann gibt es natürlich auch noch rajasige Sachen, die denken, sie sind die einzigen oder die schnellsten oder die besten. Hier vielleicht noch eine kleine Einschränkung. In der heutigen Gesellschaft haben viele Suchende eine Vata-Störung. Die Ayurveda-Kenner wissen, wovon ich spreche. Das, was ich vorher als Guru Hopping bezeichnet hatte: Also Menschen wollen sich nirgendswo festlegen, oder hundert Dinge gleichzeitig oder hintereinander machen, aber niemals tief. Und so wollen viele Meister ihre Schüler etwas mehr inspirieren, indem sie sagen, dass ihr Weg ganz besonders gut ist. Und wenn man ihnen in ihren Vorträgen dann mal zuhört, da gibt es manche Meister, da würde man denken, die sind schon etwas rajasig und eingebildet. Aber da muss man schauen, stimmt das auch im Alltag? Wie gehen sie um mit anderen Meistern?

Ich werde nie vergessen, ich war mal in einem indischen Ashram. Dort kam der Lehrer rein, und so richtig indisch, alle haben sich vor ihm verbeugt, und er wurde dort sehr verehrt. Mir wurde da etwas mulmig dabei. In der Sivananda Tradition ist das erheblich weniger. Auch wenn es manchmal Videos gibt, wo Swami Sivananda sehr verehrt wird. Aber im Ashram haben sie mir gesagt, das war nur mal als Ausnahme an Guru Purnima oder in den letzten Jahren, als der Swami Sivananda nicht mehr die Kraft hatte, sich dagegen zu wehren. Aber normalerweise hat er sich sehr gegen Guru-Verehrung gewehrt. Und der Swami Vishnu sowieso. Aber da war jetzt eben so ein Lehrer, der wurde dort verehrt, und dann wurde noch über ihn gesprochen, wie großartig er ist. Aber dann wurde ein anderer Meister vorgestellt, der war das erste Mal in dem Ashram und aus einer ganz anderen Tradition, jetzt wurde der über alle Massen gelobt und verehrt und auf die Bühne gestellt, und jetzt war plötzlich er der Größte. Das war dann einfach der Hang der Inder zur Übertreibung, wie das ja oft südländische Völker so haben. Und dann war ich etwas beruhigter. Die waren dort nicht fanatisch, sondern halt einfach überschwänglich. Das ist natürlich schwierig, wenn ein Deutscher das mitkriegt, und das ist dann noch dazu sein Meister und dann nimmt er das wörtlich und aus einer ursprünglich sehr weiten Spiritualität wird dann plötzlich etwas Fanatisches.

Kriterien eines sattwigen Meisters…

– Fortsetzung folgt –

Dieser Yoga und Meditation Blog-Eintrag entstammt den unbearbeiteten Niederschriften aus einem Yoga Seminar zum Thema „Der Spirituelle Weg„. Dieses Seminar fand statt bei Yoga Vidya Bad Meinberg. Es wurde angeleitet von Sukadev Bretz. Dieses Seminar war auch Teil einer Yogalehrer Ausbildung. Viele Vorträge von Sukadev kannst du auch als Yoga und Meditation Video anhören – und anschauen.